Rezension

Ein Schmied der ganz besonderen Art

Isenhart - Holger Karsten Schmidt

Isenhart
von Holger Karsten Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Man schreibt das Jahr 1171. Im tiefsten Winter wird ein Säugling in einer Hütte im Wald geboren, der zusammen mit seiner Mutter stirbt. Da taucht ein unheimlicher Fremder auf, der dem Kind, wie er sagt, ein Stück seiner Seele einhaucht und es ins Leben zurück holt. Die Menschen sind von diesem "untoten" Kind abgeschreckt, fordert doch Ritter Walther von Acisberg, dass das Kind in den Mauern von Burg Laurin aufwächst und dort unterrichtet wird. Und so wächst Isenhart als Sohn des Schmiedes Chlodio am Hofe von Laurin auf und wird dort auf Acisbergs Wunsch und Kontrolle hin, gemeinsam mit Konrad, dem Sohn von Sigimund von Laurin in allen möglichen Naturwissenschaften und natürlich auch Religion (wie sie die Kirche lehrt), unterrichtet. Schnell erweist sich Isenhart als weit überdurchschnittlich intelligent, stellt alles und jeden in Frage, während Konrad von seiner Natur her eher zum Kämpfer geeignet ist. Trotzdem entwickelt sich zwischen den ungleichen beiden jungen Männern eine Freundschaft, die ein Leben lang halten soll. Bis eines Nachts Konrads Schwester Anna von Laurin, Isenharts heimliche Liebe, bestialisch ermordet wird. Isenhart und Walther von Acisberg versuchen gemeinsam, die Spur des Mörders aufzunehmen, der Anna das Herz entfernt hat. Doch warum tat er dies? Dient der Mord einem höheren Zweck? Es beginnt eine lange Reise und Forschung nach dem Täter und dem Warum des Mordes...

Zuerst einmal möchte ich kurz erzählen, wie ich zu diesem Buch gekommen bin. Es gab bei Vorablesen eine Leseprobe, die mich neugierig gemacht hat. Leider gewann ich es nicht. Also bestellte ich es mir im Internet und kaum war es da, musste ich feststellen, dass das Buch als Film bereits am 03.10.2011 im Fernsehen laufen sollte. Wie das? Seit wann kann ein Film gedreht sein, bevor das Buch überhaupt erschienen ist? Diese Frage konnte ich leider bis heute nicht klären. Also entschied ich mich verärgerten Herzens, mir erst den Film anzusehen und dann das Buch zu lesen. Jedoch fand ich den Film dann dermaßen schlecht gemacht, dass ich ihn nach der Hälfte ausschaltete und mich dann nur noch um das Buch kümmerte.

Welchen Eindruck hat es damals bei mir hinterlassen? Nun, die Geschichte ist angenehm und spannend geschrieben. Auch die Charaktere sind sympathisch und stimmig beschrieben. Was mich jedoch im Verlauf der 800 Seiten irritierte, war die Sprunghaftigkeit des Autors. Denkt man ursprünglich, es gehe um eine Art CSI des Mittelalters; wechselt die Geschichte immer wieder ihren Haupthandlungsstrang. Ich hatte irgendwie das Gefühl, als könne sich der Autor nicht wirklich entscheiden, als wolle er lieber einen Krimi, eine Kirchenkritik, ein Geschichtsbuch, ein Buch über Freundschaft und Familie oder ein Buch über Wissenschaft zur damaligen Zeit schreiben. Sicher überschneiden sich die diversen Themen und Wissenschaft und Kirche waren damals nicht zu trennen, was ja auch zu den beschriebenen Konflikten im Buch führte. Aber mich hat dieses Hin- und Hergespringe ziemlich gestört. Trotzdem alles in allem ein solider, sympathischer und spannender Roman. Nur das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Ich empfand es dann doch als etwas weit hergeholt und konstruiert.