Rezension

"Ein Sommer ohne uns" von Sabine Both

Ein Sommer ohne uns - Sabine Both

Ein Sommer ohne uns
von Sabine Both

Bewertet mit 3 Sternen

(Spoilerfrei)

Dieser Jugendbuchroman, erschienen im Loewe-Verlag, behandelt ein interessantes Thema, welches nicht allzu oft aufgegriffen wird: Offene Beziehung. Diese Idee haben nämlich Verena und Tom, die schon mit 13 Jahren zusammenkamen und sich nochmal um einiges länger kennen. Nun schließen sie ihr Abitur ab und wollen in den Sommerferien, bis die Studienzeit beginnt, etwas lockerer drauf sein, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen. 

Ich war gespannt auf das Buch, da es ein Tabuthema anspricht. Aber was passiert, wenn sich zwei Menschen schon so früh im Leben treffen und ineinander die große Liebe finden? Bekommt einer der beiden Angst, der Partner würde gerne einmal wissen, wie es sich mit einer anderen Person anfühlt?

Das Buch fängt gut überlegt an, denn man erhält einen Einblick, was 5 Jahre vor dem Jetzt geschah und wie Verena und Tom an Verenas dreizehnten Geburtstag zusammen kamen. 
Danach geht es um die Zeit, in der sie für ihr Abitur lernen und man lernt auch die beiden Elternpaare kennen sowie Rollo, den Zwillingsbruder von Verena und ihren gemeinsamen Freundeskreis. 

Einige Male kann man schon sehr gut zwischen den Zeilen lesen, sehr oft hatte ich aber leider das Gefühl, dass die Gedanken oder das Handeln nicht richtig ausgearbeitet wurden. 
Am Ende bleiben mir persönlich leider zu viele Fragen offen und mir kam das Ende auch überstürzt vor. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die ganze Problematik um die offene Beziehung erst relativ spät im Laufe des Romanes einsetzt. 
Außerdem verliert sich das Buch in den Schwierigkeiten, die Verenas und Toms Eltern miteinander haben, es kommt zu einer Parallelgeschichte. 

Das Buch ist sehr einfach geschrieben und Sabine Both verwendet auch das Stilmittel, sehr oft sehr kurze Sätze einzuschieben. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und las die Punkte eher wie Beistriche, lieber hätte ich aber auf diesen Schreibstil verzichtet, da die Geschichte für mich deswegen nicht dynamischer rüberkommt, sondern eher als ob sie sich an LesebeginnerInnen richten würde. 
Dieser Roman liest sich wie ein Kinderbuch, obwohl das Thema sich an Jugendliche richtet und da entsteht eine gewisse Diskrepanz. 

Obwohl meine Beziehung zu den Charakteren oberflächlich blieb, muss ich sagen, dass mich das Buch wohl unterhalten hat. Ich wollte wissen, wie es ausgeht und wie und für wen sich die verschiedenen Personen entscheiden. 
Außerdem liest sich das ca. 240 dicke Buch absolut wie im Flug und motiviert deswegen ungemein Leute, die lesetechnisch endlich wieder auf Touren kommen möchten. 

Das Buch ist in Gegenwartsform und in der Beobachter-Perspektive geschrieben, wobei der Fokus entweder auf Verena oder auf Tom liegt. Dies wird mit zwei verschiedenen Schriftarten dargestellt, worauf man sich schnell einstellt.

Fazit: 
Meine Bewertung beläuft sich auf gute 3 Sterne, da der Roman ein untypisches Thema aufgreift und verspricht, sich mit Zweifeln auseinanderzusetzen, die junge Paare, die sich früh fanden und schon lange zusammen sind, ereilen könnten. Außerdem möchte man gerne wissen, wie es ausgeht und das Thema wird ohne moralische Wertung aufbereitet. Leider schwächelt das Buch am unausgearbeiteten Ende, dem verloren gegangenen Fokus auf die eigentliche Problematik und möglicherweise am abgehackten Schreibstil, den manche als störend empfinden könnten.