Rezension

Ein Spiegel der (amerikanischen) Gesellschaft - für mich so gut wie Jonathan Franzen

Die Herzen der Männer
von Nickolas Butler

Bewertet mit 5 Sternen

Wisconsin, USA, in den 1960er, 1990er Jahren und heute: Jungen verschiedener Generationen verbringen die Sommerferien im Pfadfinderlager.
Es beginnt mit dem 16jährigen Außenseiter Nelson, der im Pfadfinderlager total aufgeht, auch wenn er dort zunächst keine Freunde hat. 
Nelson ist es wichtig, im Pfadfinderlager möglichst viele Abzeichen zu erhalten und jeden Morgen die anderen mit seiner Signaltrompete zu wecken. Der Lagerleiter hält ihn für besonders und lässt ihm ein besonderes Coaching zukommen.
Der unbekümmerte Jonathan geht auf Nelson zu und freundet sich mit ihm an.
Wie wird das Leben der beiden ungleichen Freunde Nelson und Jonathan weiter verlaufen?
Wie nehmen nachfolgende Generationen das Pfadfinderlager wahr?

Meine Meinung:
Der Roman von Nickolas Butler ist ganz wunderbar geschrieben. Die Charaktere sind keine Personen zum unbedingten Liebgewinnen, sondern (im Wesentlichen) Männer mit Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann. Nelson ist ein Außenseiter, der im Pfadfinderlager von den anderen Kindern gemobbt wird. Dennoch entwickelt er sich im Laufe der Jahre zu einer interessanten Persönlichkeit, die sich um andere sorgt und kümmert.
Auch die anderen Charaktere (aus unterschiedlichen Generationen) sind sehr fein gezeichnet und bieten viel Stoff zum Nachdenken. Alle haben ihre positiven und ihre negativen Seiten.

Besonders gut gefallen hat mir an Butlers Roman das Spiegelbild der (US-amerikanischen) Gesellschaft, das er zeichnet und sehr fein beschreibt. Dauerhaft aktuelle Themen wie der Umgang mit Waffen, Einsätze in Kriegsgebieten, der Umgang von Männern mit Frauen etc. werden so beschrieben, dass sie polarisieren und zur Diskussion anregen.
 
Die Erzählweise hat mich sehr an den großen Jonathan Franzen (z.B. "Die Korrekturen") erinnert und ich habe aus der Lektüre des Romans viel mitnehmen können.

Fazit:
"Die Herzen der Männer" ist für mich ein großer Roman, der nachdenklich macht und an dem man sich herrlich reiben kann!