Rezension

Ein Thriller der leider zu wenig Thrill hatte

Schwesterlein muss sterben - Freda Wolff

Schwesterlein muss sterben
von Freda Wolff

Merette Schulmann, eine Psychologin aus Bergen (Norwegen), bekommt von einem Kollegen Aksel überwiesen. Sie soll ein Gutachten über den Mann erstellen und schon am ersten Termin, gesteht dieser ihr, den Mord an seiner Schwester, als er 14 Jahre alt war. 
Dieses Geständniss lässt Merette nicht in Ruhe und sie beginnt nach zu forschen. Sie stößt auf mehrere mysteriöse Unfälle, die in seinem Umfeld geschehen sind. Alles junge Mädchen, Mädchen im Alter ihrer Tochter. In ihr wächst die Panik und die Sorge um ihre Tochter.  

Wow, dass hört sich doch mal gut an. Dachte ich wenigstens und ja, der Anfang war auch gut. Er hatte genau den richtigen Spannungsaufbau, man war schnell in der Geschichte drin und ich fühlte mich rund um Wohl mit dem Buch. Es wurden Spuren angedeutet, man konnte ein wenig miträtseln und ja, es hat einfach Spaß gemacht.

Tja, dann kam leider ein wenig die Ernüchterung. Ok, so ein kleiner Spannungsabbau und seichtes plätschern, dass haben viele Thriller, bevor sie nochmals richtig loslegen. Leider habe ich hier vergebens drauf gewartet, dass er nochmals aufgebaut wird. Es war jetzt keine vergeudete Lesezeit gewesen, aber der Thrill kam für mich definitiv zu kurz. An vielen Stellen wirkte er sehr konstruiert. Da gab es zum Beispiel einen Streit zwischen Mutter und Tochter, einige Seiten später erfährt man, dass dieser eigentlich unnötig gewesen ist.

Zum Ende hin, wird es sehr schnell. Man könnte fast Häkchen setzen an die Themen, die alle abgehandelt wurden. Aber auch hier wurde es so hingebogen, dass es passte und ich einfach nur mit dem Kopf schütteln konnte, weil ich das Gelesene nicht recht glauben konnte.
Die Erklärungen fallen sehr dürftig aus und genau da, hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Das "Warum?", die Kernfrage, auf die ich hingelesen habe, wurde in wenigen Sätzen kurz angerissen.

Die Protagonisten blieben recht blass. Obwohl Merette und Julia einen sehr großen Teil der Story einnehmen, konnte ich sie mir nicht so recht vorstellen. Julia zwar schon eher, als Merette, aber sie sticht mit vielen Eigenschaften heraus, die mir negativ auffielen.

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Merette, Julia und dem Täter geschrieben. Wobei die Sicht des Täters in kursiv gehalten wurde, was ich sehr toll fand, da es sich vom Rest abgehoben hat. Zwischendurch habe ich allerdings diese Sichtweise ein wenig vermisst, und ich denke, dass hätte dann wieder ein wenig mehr Spannung in das Buch rein gebracht. Sehr schade, denn es versprach wirklich ein spannendes Buch zu werden. Der Schreibstil ist flüssig und es lässt sich einfach so runter lesen.

Noch ein Wort zum Cover: es ist richtig genial. Was man im Internet nicht sieht, es ist hochglänzend und schon das, kommt richtig gut an. Und, vielleicht habe ich nur einen komischen Blick oder eine zu wilde Phantasie, aber je nachdem, wie man die Spiegelung des Wassers betrachtet (oben rechts), könnte man meinen, dort ein Gesicht im Übergang von hell nach dunkel zu sehen. Aber ich denke, dass mir da eher meine Augen einen Streich spielen:)

Fazit:
 Es waren nette Lesestunden, aber ich bange nicht um meine Tochter. Da fehlte mir definitiv der Thrill.