Rezension

Eine Geschichte über Freundschaft im Krimigewand

Was wir verschweigen -

Was wir verschweigen
von Arttu Tuominen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieser Leseausflug nach Finnland bringt eine ganz besondere, etwas düstere Atmosphäre mit. Kern dabei ist die Freundschaft zweier Jungs, deren Kindheit viel zu früh zu Ende geht. Die Themen Freundschaft und gegenseitige Schuld stehen hier deutlicher im Vordergrund, als der klassische Krimi.

Zum Inhalt

Pori, eine Stadt in Südwestfinnland. Hier wird ein Mann bei einem mehrtägigen Saufgelage skrupellos mit einem Messer abgestochen. Der Täter flüchtet, wird aber in kürzester Zeit in der Nähe des Tatorts gefunden. Die Ermittler haken den Fall recht schnell ab. Ein typisch finnischer Mordfall eben, in dem jemand aus der falschen Flasche getrunken hat. Aber so einfach stellt sich die Lage für Jogi Paloviita nicht dar - im Gegenteil. Der Tatverdächtige war in seiner Jugend sein allerbester Freund. Gemeinsam sind sie durch die Gegend gestreift und haben schwierige Erlebnisse gemeinsam überstanden. Jari Paloviita steht in einer ganz besonderen Schuld.

Mein Eindruck

Arttu Tuominen war für mich ein bisher unbekannter Autor. Er machte sich hier aber schnell einen Namen für die Gestaltung einer ganz besonderen Atmosphäre. Diese kommt finster und düster daher. Sie lebt von besonderen Charakteren, deren Hintergründe besonders präzise herausgestellt werden.
Die Geschichte spielt in zwei Zeitsträngen. Passagen aus der Gegenwart über Ermittlungen zum Mordfall wechseln sich mit Rückblenden in die Jugend von Jari Paloviita und Antti Mielonen, dem Tatverdächtigen, ab. Mir persönlich gefallen hier vor allem die Ausflüge in die bildhaft beschriebene Vergangenheit zweier Freunde. Dies stellt sich nicht immer einfach dar. Beide Jungs haben es leider mit falsche Voraussetzungen bzw. falschen Bekannten zu tun, was die Geschichte so lebendig, aber auch traurig macht
Tuominen gelingt es bestimmte Szenen, besondern intensiv zu beschreiben. Hier stockt mitunter schon mal der Atem. Andere Szenen, vor allem aber im Gegenwartsstrang bleiben - wahrscheinlich ganz bewusst - etwas blass und oberflächlich. Damit liegt der Kern dieser Geschichte in der besonderen Jugendzeit der beiden Jungen. 
In den ersten Kapiteln nimmt die Geschichte nur langsam Fahrt auf. Hier liegt der Schwerpunkt in der Einführung der verschiedenen Charaktere. Diese bringen ihre ganz eigenen Hintergründe und Probleme mit. Es irritiert, dass Figuren ausführlich beschrieben werden, die nachfolgend nur eine Nebenrolle spielen. Im Laufe des Buches nimmt vor allem das Tempo im Vergangenheitsstrang deutlich zu.  
Die Auflösung ist für mich nicht vollständig gelungen. Es blieben ein paar lose Enden stehen. Da hier eine neue Reihen begonnen wird, kann es natürlich sein, dass eine Fortsetzung diese losen Enden aufnehmen wird. Dennoch bleibt mit Ende dieses Bandes ein schaler Beigeschmack bestehen. Auch fehlen mir bei einigen Szenen die logischen, für den Protagonisten nachteiligen Konsequenzen. Das Ende erscheint trotzdem pfiffig, aber gleichzeitig auch ein wenig geradegebogen. Wie sich auf Basis dieser Geschichte eine Serie entwickeln lässt, ist mir jetzt schleierhaft, dennoch werde ich mich gerne auf eine mögliche Fortsetzung stürzen.
Der Schreibstil ist hervorragend. Man kommt sehr gut mit und die Geschichte bleibt zu jeder Zeit übersichtlich. Spannend ist zu beobachten, wie sich Figuren und Handlung entwickeln. Hier ist der Buchtitel Programm, fast jeder der Figuren, hat was verschwiegen.

Mein Fazit

Dieser Kriminalroman besticht vor allem durch die fein gezeichneten Figuren. Die beschriebenen Ereignisse in deren Jugend begründen hier ganz besondere Hintergründe und Verhaltensweisen. Dies ist Kern dieser Geschichte, so dass man hier nicht annehmen darf einen klassischen Krimi zu lesen. Die besondere Atmosphäre verleiht dem Buch einen weiteren Pluspunkt, während einige wenige Dinge Punkte in der Gesamtkonstruktion störend wirken. Ein durchwachsendes, aber trotzdem lesenswertes Werk.