Rezension

Gutes und Kritikwürdiges

Was wir verschweigen -

Was wir verschweigen
von Arttu Tuominen

Bewertet mit 4 Sternen

Schwach als Krimi, aber mit Stärken auf anderen Gebieten.

Schwach als Krimi, aber mit Stärken auf anderen Gebieten. So lässt sich mein Resümee wohl am besten zusammenfassen. Denn ein Fazit zu ziehen fällt mir schwer. In dem Buch gibt es so Vieles, das mir richtig gut gefällt, aber auch Einiges zum Kritisieren.

Es geht damit los, dass dieser Krimi in meinen Augen kein klassischer Krimi ist – wenn man ihn denn überhaupt als Krimi bezeichnen kann. Die Tätersuche spielt in dem Buch keine Rolle und auch die Ermittlungen nehmen nur einen Bruchteil der Handlung ein. Eigentlich ist diesbezüglich alles zu Beginn schon klar. Zudem haben die Ermittlungen immer wieder große Logikfehler.

Die Beziehung zwischen Kommissar und Mordverdächtigen – das zentrale Thema des Buches – finde ich jedoch sehr gekonnt und fassettenreich beschrieben. In diesen Passagen schafft es der Autor mich zu begeistern und Neugierde zu erzeugen. Hier gibt er der Erzählung viel Raum und schreibt authentisch, nahbar und emotional.

Überhaupt sind die Figuren im Buch interessant. Sie ecken an und provozieren. Das macht es spannend. Allerdings störe ich mich etwas an dem Frauenbild in dem Buch. Die Frauen in der Geschichte haben allesamt eine schwierige Rolle zu spielen, bei der ich mir zudem nicht sicher bin, was der Autor damit aussagen will. Vieles davon war überflüssig.

Sehr gelungen fand ich hingegen wieder die Auflösung der Geschichte. Zwar bleiben manche Punkte offen, doch der Autor hat gerade die Rückblenden sehr spannend und überraschend erzählen.

Über die Sprache im Buch lässt sich dabei streiten. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob die Übersetzung holprig ist, es im finnische seltsame Vergleiche und Metaphern gibt oder der Autor ein Faible für ungewöhnliche Sprachbilder hat. Manche Formulierungen fand ich interessant, andere schräg. Die düstere, unheilvolle Atmosphäre der Geschichte vermittelt der Autor jedoch zu einhundert Prozent.

All diese Punkte machen es mir schwierig ein eindeutiges Urteil zu fällen. Mein Kopf wägt permanent Pro- und Kontraargumente gegeneinander ab. Es ist wohl Geschmackssache. Wer eine rätselhafte Mordermittlung sucht, wird hier enttäuscht werden. Das Buch mutet vielmehr wie ein Roman ein, der sich mit den Themen Beziehung, Loyalität, Schuld, Familie und vor allem Freundschaft auseinandersetzt.