Rezension

Psychokrimi über Freundschaft, Mord und menschliche Abgründe - gelungener Reihen-Auftakt

Was wir verschweigen -

Was wir verschweigen
von Arttu Tuominen

Bewertet mit 5 Sternen

Mehr subtiler, teils äußerst ergreifender Psychokrimi als klassischer Krimi, mit starken Charakteren und faszinierender Atmosphäre vor dem wunderschönen Hintergrund der finnischen Stadt Pori

 

"Was wir verschwiegen" von Arttu Tuominen ist als Taschenbuch / Paperback mit 416 Seiten bei Lübbe erschienen.

Es handelt sich um den, wie ich finde sehr gelungenen, Auftakt einer Reihe rund um die Ermittler Jari Paloviita, Linda Toivinen und Hendrik Oksman, der 2020 als bester Kriminalroman Finnlands ausgezeichnet wurde.

Zum Inhalt: Im finnischen Pori wird in einem Holzhaus ein Toter aufgefunden, der offensichtlich während eines Saufgelages mit mehreren Messerstichen ermordet wurde. Schnell finden die Ermittler einen Verdächtigen und der Fall scheint gelöst. Es stellt sich allerdings heraus, dass der Verdächtige, Antti Mielonen, Kommissar Jari Paloviitas bester Freund aus Jugendtagen ist - und auch der Tatverdächtige Rami Nieminen ist für ihn kein Unbekannter. Damit wird der Fall für den Ermittler nicht nur sehr persönlich, sondern zugleich der schwierigste seines Lebens...!

Meine Meinung: Bisweilen ist es schwierig für einen Autor, die Spannung zu halten, wenn der Täter von Beginn an bekannt ist. In "Was wir verschweigen" ist das dem Autor vortrefflich gelungen. Arttu Tuominen erzeugt eine athmosphärisch dichte Atmosphäre mit zwei Handlungssträngen auf unterschiedlichen Zeitebenen. Seine Charaktere sind detailliert und facettenreich gestaltet, der Schreibstil ist fesselnd und ergreifend zugleich und dazu kommt gerade die richtige Portion Lokalkolorit.

Jarii Paloviita steckt wirklich in der Klemme, denn die Geschehnisse im Sommer 1991 waren sehr bedeutend für ihn, Antti und Rami. Auch wenn die drei Jungen danach keinen Kontakt mehr zueinander hatten, wird schnell klar, was diese Freundschaft dem Kommissar bedeutet . Nur, wie weit ist er bereit, dafür zu gehen und wie bedeutsam sind Loyalität, Freundschaft und Respekt für Jarii und Antii?

Jarii ist ein sympathischer Mann, der weit über seine Verhälnisse lebt, da seine Frau einen gewissen "Luxusanspruch" hat. Sein Chef Hendrik Oksman ist ein cleverer Ermittler, der unter zahlreichen Phobien leidet und Jariis Kollegin Linda hat ein Alkoholproblem, ist geschieden und es gibt ständige Reibereien mit ihrer pubertierenden Tochter. Ein Team mit Ecken und Kanten, das sich dennoch gut ergänzt, ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung...

Tuominen hat auf subtile Weise einen spannenden Psychokrimi geschrieben, der den Leser tief in menschliche Abgründe blicken lässt. Besonders interessant sind dabei auch die unterschiedlichen sozialen Verhältnisse, aus denen die Protagonisten stammen, das gibt dem Ganzen noch eine besondere Brisanz.

Mich konnte der Autor von Beginn an fesseln, ganz in seinen Krimi hoineinziehen und mich am Ende durchaus überraschen.

Mein Fazit: Ein sehr gelungener, atmosphärisch dichter Krimi, bei dem nicht der Mord im Vordergrund steht, sondern Freundschaft, Loyalität und innere Konflikte. Absolut lesenswert!