Rezension

Eine Sommerbrise für zwischendurch ...

Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem - Nina LaCour

Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem
von Nina LaCour

Bewertet mit 3 Sternen

Colby kann es noch gar nicht richtig glauben, endlich geht es los, endlich beginnt sein Traum, ein Jahr mit Bev durch Europa! In ihrer Schulzeit waren sie schon immer beste Freunde und planen diesen Trip seit vier Jahren, alles ist fertig und Colby hofft, das es nicht nur das Erlebnis wird, sondern auch endlich Liebe. Die Schulzeit ist vorbei und sie beide schwimmen gegen den Strom der Collagezugänger, aber zuerst machen sie noch eine Woche eine kleine Tour mit Bev‘s Band. Der VW-Bus ist gepackt, die Vorfreude steigt, die Mädels sind eingeladen und bei einer Tankstelle gesteht Bev Colby, dass sie nicht mit nach Europa kommt. Die Bombe ist geplatzt und Colby ist sprachlos, nein fassungslos. Warum erfährt er es erst jetzt? Wann haben sich ihre Pläne geändert? Kann er so noch weiter fahren? Was soll er tun? Und was ist mit seinen Träumen und Europa?

Wer hatte sie nicht die großen Träume nach der Schulzeit? Wer wollte nicht mal das andere wagen und das Besondere erleben? Colby will es und plant dafür schon vier Jahre, jeder Cent wird gespart, jede Landkarte ausgedruckt, die Reiseroute steht fest. Das Wunderbare ist auch noch, das es nicht nur seine Idee war, sondern auch die von Bev, aus ihrem Spruch „Lass uns abhauen, wenn wir frei sind!“ ist alles entstanden, Träume, Fantasien und Wünsche. Doch Colby hofft auch noch auf mehr, immer war er heimlich verliebt, aber diese Reise soll eine Wende sein und er will die Welt nicht nur sehen, sondern das zusammen, Hand in Hand mit der Einen. Sein Vater ist stolz auf ihn und unterstützt sein Vorhaben, seine Mutter in Paris kann es kaum erwarten ihn zu treffen und dann kippt sein Leben. Bev hat ihm nichts gesagt, keine Andeutungen, kein Wort und lässt die Bombe eine Woche vor Abflug platzen. Dazu kommt auch noch, dass er sich auf ihrer Tour befindet, mit dem Fahrzeug seines Onkels, wenn er umdreht, war es das auch für die Band. Schwierig zu entscheiden. Schwierig damit umzugehen.
Das ist die Voraussetzung für die Geschichte, die aus Colbys Sicht erzählt wird. Er ist der einzige Junge, der mit einer drei Mann starken Mädchenband tourt und in die Sängerin verliebt ist. Tja und ich kann seine Reaktion nicht verstehen! Ich wäre ausgeflippt, ich wäre wütend, ich hätte es aus trotz Platzen lassen. Und das werfe ich der Autorin ein bisschen vor, in dem Alter benimmt man sich nicht immer vernünftig oder rational, man wird ungerecht, man reagiert überschnell und das hätte ich gerne gelesen.
Ihre Figuren sind schon was Besonderes, sie sind gut ausgebaut, skizziert und mit Leben gefüllt, aber sie sind auch anders. Ich würde fast sagen, besondere Geschöpfe, man merkt, das hier kleine Künstler in jeden von ihnen stecken und die Kunstschule einfach ihr Leben und Denken geprägt hat. Während die Schwestern ein bisschen skurril sind, aber sehr sympathisch, kann man mit Bevs Art nicht so richtig was anfangen. Sie lässt keinen an sich ran, lügt ihren besten Freund vier Jahre lang an und findet zur Erklärung keine Worte. Für mich als Leser schwer zu verstehen und Colbys Art damit umzugehen noch viel weniger. Trotzdem hat mir die Geschichte gefallen, denn auch wenn ich dachte, es steckt mehr drin, als nur eine Woche Roadtrip mit drei Mädels und einen Jungen, war die Entwicklung doch gut umgesetzt und hat Freude gemacht zu verfolgen.
Die Autorin Nina LaCour hat sich was ganz anderes ausgedacht, sie erzählt in ruhigen Tönen, vom Erwachsen werden, sich dem Leben nach der Schule stellen, und wie man einfach in manchen Situationen reagieren könnte. Ihre Geschichte ist mehr wie ein kühler Sommerwind, leicht und gut verträglich. Ihre vier Figuren bestimmen durch ihre Unterschiedlichkeit den Weg und die Richtung. Die Atmosphäre von sich neu finden und neue Wege einzuschlagen und Entscheidungen zutreffen hat sie leise, aber schön eingefangen. Für meinen Geschmack benehmen sich zwar alle viel zu erwachsen, aber vielleicht ist das ja heute auch so. Ich glaube, ein bisschen mehr Gefühlsausbrüche hätte der Geschichte an sich gut getan. Aber vielleicht sollte das gerade so sein, man soll sich Gedanken machen, warum sich jeder für seinen Weg entschieden hat und vielleicht sollten wir einfach nur sehen, wie Colby sich für sein Leben entscheidet.
Eine Geschichte über vier junge Menschen, die sich finden und gehen lassen müssen, die diese Woche zusammen verbringen und viel lernen, das es nicht immer leicht ist, dass zu Glauben was man sieht. Sehr ruhig und sensibel erzählt und für mich die Brise vom Fahrtwind um die Nase, wenn die Sonne im Sommer lacht.