Rezension

Eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert und die Begegnung mit einer Muse

Die Königin von Berlin - Charlotte Roth

Die Königin von Berlin
von Charlotte Roth

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie war die Muse von Bertolt Brecht, so liest man es auf dem Cover. Doch wer war Carola Neher? "Die Königin von Berlin", das ist der Titel von dem neuen Roman der Autorin Charlotte Roth.
Es beginnt in einem kleinen Ort Sommer 1979, Weyher in der Pfalz. Dort öffnet sich der Vorhang zur Geschichte. Viele Menschen hatten das Dorf verlassen, waren in die Welt gezogen. Nicht so Annette, denn ihre Mutter war schwer erkrankt. Annette hatte viele Funktionen im Dort. So war sie auch Leiterin des Heimatmuseums voN Weyher. Doch das wurde kaum besucht. Interessant wird es, als ein Fremder sich nach Dokumenten einer Familie Ziegler erkundigt. Fotos wären für ihn sehr interessant. Er ist auf der Suche nach einer Verwandten der Zieglers, Carola Neher.
Rückblick München 1920. Dort lebt die Familie Baronek-Neher. Mit ihrer Tochter aus zweiter Ehe, Karoline, hatte die Mutter so ihre Probleme. Man könnte sagen, sie hatte Flausen im Kopf. Das Künstlergen des Vaters machte sie untriebig. Bei einem gemeinsamen Einkauf "flieht" Karoline, um ihren Traum zu verwirklichen. Sie will Schauspielerin werden, egal was da komme.
Die jeweiligen Kapitel sind wie eine Art Theaterstück aufgeführt. Zu jedem Akt wird auf die geschilderten Jahre hingewiesen.
Wer also war Karoline/Carola Neher?
Eine Frau aus einem vergangenen Jahrhundert.
Eine Geschichte, die sich nicht immer leicht lesen lies und dennoch sehr interessant.
All das zu einer Zeit, ein Jahrhundert zurück.
Carola Neher gehörte für mich zu den Frauen, bei deren Name ich zunächst kein Bild im Kopf hatte. Schnell stellt sich heraus, sie ist eine Frau für die damaligen Verhältnisse mit einem sehr starken Willen. Sehr gut bringt die Autorin dem Leser das Verhältnis von Brecht und Neher nahe. Den Namen Brecht kennt man und nach diesem Buch wahrscheinlich noch ein bisschen besser. Aber auch den Namen Carola Neher. Das hinter der Person Brecht ein eigensinniger und ziemlich selbstverliebter Mensch steckt, zeigt sich im weiteren Lauf des Romans. Und dann ist da noch Alfred Henschke, der sich Klabund nennt. Carola und Klabund, es ist eine zarte, feine Verbundenheit, eine Liebesgeschichte.
Was alles so durch die Nachforschungen von Annette und Georg herauskommt, ist nicht immer so ganz einfach zu lesen.
"Die Königin von Berlin" ist ein interessanter Zeitroman mit geschichtlichem Hintergrund. War es anfangs doch nicht so ganz einfach in einen Lesefluss zu kommen, es wurde interessant, ansprechend, lesenswert.