Rezension

Einfach einzigartig schön!

Jane & Miss Tennyson - Emma Mills

Jane & Miss Tennyson
von Emma Mills

Inhalt

Devon ist eigentlich in ihren besten Freund Cas verliebt. Und obwohl er ihre Gefühle offensichtlich nicht erwidert, gibt sie sich mit dem kleinsten Zipfel, nämlich der Freundschaft und das gemeinsame Autowaschen, zufrieden. Doch dann zieht ihr Cousin Foster bei ihr und ihren Eltern ein und beweist ein erstaunliches Talent für Football. Das wiederum entdeckt Ezra. Footballkapitän der Highschool-Mannschaft und menschlicher Eisklotz. Für Devon steht fest, dass sie ihn nicht mag. Dass er, wie Devon, Jane Austen gelesen hat, überrascht und fasziniert Devon dann doch mehr, als ihr lieb ist.

 

Meinung

Vielleicht hat sich Emma Mills gefragt, wie und ob Jane Austens Geschichten in der heutigen Zeit geschrieben worden wären. Mit welchen Themen sich die Figuren aus den Romanen gegenüber konfrontiert sähen. Ich weiß es nicht. Aber was Emma Mills mit „Jane & Miss Tennyson“ erschaffen hat, hat mich auf eine besondere Art angesprochen und begeistert.
Emma Mills muss Austen lieben, denn sie hat die Art wie Austen schreibt inhaliert. Das spürt man in den Vergleichen, Anlehnungen und Zitaten aus den Austen-Büchern. Und dennoch hat die Autorin ihre ganz eigene Note in dieses Buch gebracht und entwickelt. Mit jungen, intelligenten, aber auch vor Humor strotzenden Worten schafft sie eine Atmosphäre um Hauptfigur Devon, die mich schon auf den ersten Seiten zum Lachen brachte. Nicht selten haut Devon Sprüche heraus, die ich einfach genial finde.

Zugegeben, ich hatte so meine Bedenken was diese Football-Thematik in dem Buch betrifft, aber diese sind unbegründet. Stattdessen sind diese Teile sogar richtig interessant und heben den „platten“ Lieblingssport der Amerikaner in eine sport-politische Kontroverse. Aber viel wichtiger und vordergründiger ist Devon. Ihre Persönlichkeit, ihre Beziehungen zu ihrem Cousin, ihrem besten Freund und auch Ezra, dem Football-Star der Highschool. Sie ist unglaublich vielschichtig, sehr tiefsinnig und die Entwicklung, die sie vollzieht, ist so schleichend, manchmal schmerzhaft und dann wieder so leicht, dass man sie kaum wahrnimmt. Dennoch ist die vorhanden und berührt auch mal zu Tränen. Sie wirkt mal so verloren und ziellos und scheint immer wieder Impulse zu brauchen, um sich selbst näher an sich und ihre Ziele zu tragen.

Devon allein ist schon grandios und damit könnte man sich auch zufrieden geben. Denn sie ist schon, auch oder trotz leicht lethargischer Phasen sehr interessant. Doch auf den Lorbeeren braucht sich die Autorin nicht ausruhen. Denn die anderen Figuren sind ebenfalls hervorragend skizziert. Vielmehr kristallisieren sich beim Lesen auch Favoriten bei den Nebenfiguren heraus, die man nicht missen möchte. Ungern nehme ich Personen vorweg. Habe aber einen besonderen Narren an Foster und Jordan gefressen. Warum, sollte jeder für sich herausfinden. Trotzdem werden diese Figuren nicht einfach in den Raum der Geschichte platziert und allein gelassen. Jeder hat so eine markante Geschichte, dass hier der Stoff für je ein eigenes Buch garantiert wäre.

Ja und dann ist da noch Ezra. Der Football-Star. Der Überflieger. In jedem anderen Jugendbuch wäre er einfach nur heiß und super beliebt. Aber Ezra hat Macken und Kanten. Er ist zwar auf den ersten Blick attraktiv, aber Devon bemerkt beim genauen Hinsehen kleine Makel. Beliebt scheint er auch, aber es gibt auch viele Neider. Er ist unperfekt. Und das macht ihn so reizvoll. Es ist so erfrischend, dass der männliche Part nicht ein gestriegeltes Pony ist. Von Anfang an herrscht so eine leicht unterkühlte Aura um Ezra, man kann ihn nicht richtig greifen. Das liegt aber besonders an seiner wortkargen Art. Wer Austen-Fan ist, zieht da schnell den Vergleich zu Darcy aus „Stolz und Vorurteil“. Man verliebt sich langsam und zögerlich, zusammen mit Devon, in Ezra.

Dieses Buch hat eine sehr süße und zuckrige Hülle, mit einem Inhalt der so viel mehr verspricht. Zweifel und Ängste bezüglich der eigenen Identität, seiner Rolle im Gesellschaftsgefüge und der Zukunft von sich und Familienmitgliedern zählen darunter. Darüber hinaus findet man als Leser Geschichten aus dem Leben, die manchmal die harte Realität sind, die einen erschüttern und wieder zu sich und den Charakteren selbst finden lassen. Und ja, es gibt eine Liebesgeschichte. Die ist aber so leise und unscheinbar, brilliert trotzdem (oder gerade?) in dieser Ruhe.
 

Fazit

Dieses Buch hat mich auf eine ganz neue und bisher unbekannte Art berührt. Ich habe jede Seite, jede Zeile dieses Buchs genossen und aufgesogen. Ich habe nicht mit so etwas gerechnet, klingt es doch erstmal sehr nach typischer Highschool-Kitsch-Geschichte. Doch die Elemente davon wurden hier neu interpretiert und dargestellt. Das typische und auch klassische Austen-Feeling wurde, meiner Meinung nach, glaubwürdig in die Moderne getragen.

Für ein Debüt eine Glanzleistung und eine absolute Leseempfehlung.