Rezension

Eine wunderschöne Geschichte

Jane & Miss Tennyson - Emma Mills

Jane & Miss Tennyson
von Emma Mills

Das Leben ist kein Jane Austen Roman

Devon stellt keine großen Ansprüche an ihre Zukunft und ihr Leben soll genau so bleiben, wie es ist: völlig unspektakulär und stinknormal. Es lebt sich einfach unkompliziert, wenn man mit den Talenten zufrieden ist, mit denen man von Mutter Natur (nämlich keinen) gesegnet wurde. Und es ist auch nicht schlimm, dass man seit Jahren heimlich in den besten Freund verliebt ist. Er weiß ja nichts davon. Fragt man Devon nach ihren Plänen für die Zukunft, würde sie einfach das antworten, was ihre Eltern sich für sie vorstellen: aufs College gehen. So ignoriert sie seit Jahren, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, und geht immer den einfachsten Weg. Das Leben lässt sich jedoch nicht lange ignorieren und so wird auch Devon eines Tages dazu gezwungen, ihre Haltung zu überdenken, und für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.

„Jane & Miss Tennyson“ von Emma Mills stand schon, bevor es überhaupt gedruckt wurde, auf meinem Wunschzettel, weil mir eine Mitarbeiterin des Carlsen Verlags auf der Frankfurter Buchmesse davon erzählte. Sie berichtete mir von einer jungen und erfrischenden Liebesgeschichte, bei der ich sofort das Verlangen spürte, sie unbedingt lesen zu müssen. Komme, was wolle. Vor einigen Wochen wurde die Zeit des langen Wartens endlich beendet und ich konnte es endlich lesen. Natürlich war ich gespannt, ob mich diese Geschichte überzeugen kann, denn die Liebesgeschichten, die sonst im Jugendbuch Genre erscheinen als würden sie alle nach demselben Muster gestrickt. Meist wirken diese für mich persönlich sehr eintönig, reizlos und wenig fesselnd. Bei diesem Buch kann man in meinem Fall allerdings von Liebe auf den ersten Blick und von der ersten Seite sprechen.

Das Erfrischende an der literarischen Hauptfigur Devon ist, das sie nicht mit den typischen Teenager - Problemchen zu kämpfen hat. Sie wirkt bescheiden, aber nicht naiv. Sie hadert weder mit ihrem Aussehen noch verzweifelt sie an der nicht erwiderten Liebe zu ihrem besten Freund. Devon stellt kaum Ansprüche und ist zufrieden mit dem, was das Leben ihr bietet. Aber das Leben ist kein Jane Austen Roman und Devon gerät in eine für sie ungewohnte Situation, als zwei Jungen ihr Leben durcheinanderwirbeln. Wer jetzt an eine klassische Dreiecksbeziehung denkt, liegt falsch. Denn bei einem jungen Mann handelt es sich um ihren unverbesserlichen und sonderbaren Cousin Foster, den sie eigentlich gut leiden konnte, weil sie ihn fast nie zu Gesicht bekam. Das änderte sich jedoch, als Foster bei ihrer Familie einzieht und sie täglich seine Eigenarten ertragen muss. Ein Sonderling bleibt selten allein und zu Foster gesellt sich der überhebliche, unausstehlich und unerträglich attraktive Ezra, der immerhin Bücher von Devons Lieblingsautorin liest, aber „Stolz und Vorurteil“ für die Fortsetzung von „Verstand und Gefühl“ hält.

Dieses Buch beherbergt keine klassische Liebesgeschichte und im Grunde genommen stehen hier eher andere Themen im Mittelpunkt. Devon erzählt uns Leser viel aus ihrem Leben, ihrem Highschool-Alltag und über die Dinge, die ihr wichtig sind, wie ihre Freunde und ihre Familie. Mir persönlich ist es sehr schwer gefallen mich nach den letzten gelesenen Seiten von dieser Geschichte und ihren liebenswerten literarischen Figuren zu trennen, denn ich habe viele wunderschöne Lesestunden mit ihnen verbracht.

„Jane & Miss Tennyson“ von Emma Mills kommt ohne dramatische Eskapaden oder überraschende Wendungen aus. Mills unterhält mit einem großartigen Schreibstil, einer großen Portion Situationskomik, mit komplexen Themen und ihren vielschichtigen und liebenswerten literarischen Figuren. Meine Lieblingsfigur in dieser Geschichte ist Devon. Nicht nur wegen ihrer Vorliebe für Jane Austen Romane. Aber mit ihrer Passion für diese Autorin und gewisse Situationen mit Szenen aus jenen Romanen auf sehr humorvolle Weise zu vergleichen.

Dem Königskinder Verlag ist die Inszenierung ihrer besonderen Geschichten sehr wichtig und auch bei „Jane & Miss Tennyson“ bemerkt mit wie viel die Liebe zum Detail sie an der Gesamtgestaltung dieses kleinen Kunstwerkes gearbeitet haben.

„Jane & Miss Tennyson“ von Emma Mills war für mich ein formvollendetes Lesevergnügen und ich möchte es jedem ans Herz legen. Nicht nur Jane Austen Fans.