Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Familiensaga, die mich zwiegespalten hinterlässt

Morgan`s Hall - Emilia Flynn

Morgan`s Hall
von Emilia Flynn

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zum Inhalt (Klappentext):

1938: Die Amerikaner John Morgan und Richard Cooper treffen in Wien auf die Halbjüdin Isabelle. Beide verlieben sich in die unbekannte Schönheit. Als Hitler Österreich dem Deutschen Reich einverleibt, schwebt sie von einem Tag auf den anderen in höchster Gefahr, und die beiden Männer verhelfen ihr zur Flucht.

Fortan lebt Isabelle von Heimweh geplagt auf Johns Apfelbaumplantage "Morgan's Hall". John kettet sie wie sein Eigentum an sich und hofft auf ihre Liebe. Ihr Herz aber gehört nur Richard, der versprochen hatte, sie zu sich zu holen. Wann wird er endlich kommen, um sie aus ihrer Einsamkeit zu befreien?

 

Meine Meinung:

Da ich bei diesem Buch so Zwiegespalten bin, wird es kleine Spoiler geben.

Bei einem Hörbuch kann ich immer schlecht über den Schreibstil beurteilen. Es macht aber soweit ein guten Eindruck auf mich. Die Sprecherin hat ihren Job ganz toll gemacht.

Nachdem ich im vergangenen Jahr eine Familiensaga gelesen habe, die am Anfang des 20. Jahrhunderst spielt, dachte ich mir, dass mir diese Familiensaga auch genau das richtige für mich ist. Leider wurden meine Erwartungen eher enttäuscht.

Es ist eine Geschichte, die die Protagonisten für sehr viele Jahre verfolgt. Auch das habe ich nicht erwartet. Damit das Buch nicht zu lang wird, gab es an vielen Stellen Zeitsprünge. Ich fand sie gut und schlecht zugleich. Ich kann verstehen, dass man nicht alle Jahre mit Details versehen kann, aber an vielen Zeitpunkten hätte ich mir mehr und direktere Infos gewünscht, als nur das, was im Nachhinei erzählt wurde. Ich kann also verstehen, warum die Autorin so vorgegangen ist, aber trotzdem hat es mir nicht immer gefallen. 

Grob kann ich festhalten: Den ersten Viertel bis sogar zur Hälfte der Geschichte fand ich schrecklich, danach wurde es besser und interessanter. Ich musste mich also etwas durchkämpfen. Da hat es schon sehr geholfen, dass ich es als Hörbuch gehört habe. 

Am schreckligsten fand ich die Charaktere. Ich fand sie alle schrecklich. Klar, Menschen in der Realität haben auch nicht nur schöne Seiten, aber das war mir zu viel. Es ist quasi das schlechteste zusammen gekommen, was möglich war. Wie passend zu der damaligen Zeit... Das einzige, was mir am Anfang gefallen hat, war der Nazi-Reich in Österreich und die Wiedergabe, wie Betroffene diese Zeit erlebt haben.

Ich kann damit leben, wenn ich Charaktere nicht mag, aber dann möchte ich die Charaktere zumindest verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen können. Das ist mir hier leider nicht gelungen. Es gab extreme Charakterbrüche, bspw. wie gewaltätig John plötzlich wurde oder auch das Biest, das Isabelle wurde. Gegen Ende des Buches konnte ich zumindest ein Charaktere besser verstehen, das hat mich extrem mit dem Buch aussöhnen lassen. Ich fand sogar das richtig spannend, da es Themen wie Depressionen und der fehlende Abschluss vom alten Leben deutlich wurde. 

Sehr schlimm finde ich aber, wie Männer hier dargestellt werden. Frauen sind für sie nur Sexobjekte, ohne Sex und Gewalt geht sowieso nichts. Es gibt sicherlich einige Männe, die so sind, aber hier wirkte es so, als ob es auf alle Männer zutrifft, die nur irgendwie in der Geschichte involviert waren. 

Ein ganz schlimmes Thema in diesen Zusammenhang: Vergewaltigung. Isabelle und auch John kennen an, dass John Isabelle fast vergewaltigt hat, was bezogen auf die entsprechende Szene zutrifft. Jedoch wurde Isabelle bereits in der Hochzeitsnacht von John vergewaltigt. Sie hat ganz klar nein gesagt, aber John hat nicht aufgehört. Wenn das eine eine fast Vergewaltigung ist, muss die Autorin auch die Hochzeitsnacht mit einbeziehen und als eine Vergewaltigung deklarieren!

Schlimm bei den Charaktere fand ich dann, dass sie irgendwie nicht wirklich dazu gelernt haben. Dabei vergeht schon so viel Zeit. Außerdem konnte ich bis zum Ende John nicht verstehen. Warum diese extreme "Liebe", meiner Meinung ist das keine Liebe, sondern eher Verlangen und Besitzlust, gegenüber Isabelle habe ich bis zum Ende nicht verstanden. Am Anfang wurde er als ein ganz netten Kerl dargestellt. Am Ende verstehe ich auch nicht. wie Isabelle nach dieser Zeit und nach den erlebten Sachen John tatsächlich lieben kann. Das habe ich nicht nachvollziehen können.

Allgemein gab es sehr viel Drama. Gepaart wird es noch mit ein bisschen was mystische, was ich definitiv nicht mehr gebraucht hätte. Ein Stückweit hat mich dieses Buch depressiv gemacht. Ich weiß auch nicht. 

Ich weiß gar nicht, ob ich eine Leseempfehlung geben kann. Es gab spannende Szenen, vor allem zum Ende hin, aber man hat wohl auch nichts verloren, wenn man dieses Buch nicht liest. Außer man weiß halt ganz genau, worauf man sich einlässt, was bei mir nicht der Fall war.