Rezension

Fesselnder und lesenswerter Krimi

Das Verbrechen - David Hewson, Soren Sveistrup

Das Verbrechen
von David Hewson Soren Sveistrup

Bewertet mit 4 Sternen

Hier wurde einmal nicht der Film zum Buch gedreht sondern es wurde das Buch zu einer Serie geschrieben. Ich habe diese Serie im Fernsehen nicht gesehen, so dass ich völlig unvoreingenommen an das Buch heran gegangen bin.
Dass es die Fernsehserie zuerst gab merkt man auch recht deutlich, denn oft hat man den Eindruck, dass sich Teile eines Drehbuchs eingeschlichen haben. Es gibt unvollendete Sätze, die sich wie "Regie-Anweisungen" lesen oder wie kurze Beschreibungen von Szenen.
Auch schnelle Wechsel zwischen den Szenen kommen sehr häufig vor.
Die Geschichte besteht eigentlich aus drei Handlungssträngen, die Ermittlungen der Polizei, die Geschichte um die Familie der ermordeten Nanna und die Szene der Politiker im Wahlkampf.
Zwischen diesen drei Strängen wird oft schnell gewechselt, was mich anfangs öfter verwirrt hat. Auch die Vielzahl der Personen, die gleich von Anfang an in die Geschichte eingeführt werden, trägt zur Verwirrung bei. Am Ende des Buches gibt es jedoch ein Personenverzeichnis, so dass der Leser schnell erkennt, welche Person in welchen Kreis gehört.
Wenn man sich einmal an diesen Schreibstil gewöhnt hat, liest sich das Buch flüssig und gut.    
Die Spannung ist eigentlich durchgängig recht hoch, da es viele Irrungen und Wirrungen gibt. Zwar gibt es recht schnell einen Verdächtigen, doch es tauchen ständig neue Spuren und Indizien auf, die wiederum andere Personen zu Verdächtigen machen.
Alle Verdächtigungen sind nachvollziehbar, begründet und logisch und man ist als Leser bis zum Schluss genau so ratlos wie die ermittelnden Kommissare.
Am Ende schließt sich der Kreis und alle Stränge verbinden sich logisch und führen zu einem völlig überraschenden Ende.
Die Protagonisten sind alle sehr "bildhaft" und facettenreich dargestellt. Die Emotionen der Familie der ermordeten Nanna wurden so einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben, dass ich richtig mit ihnen gelitten habe.
Auch die Darstellung der Politiker ist glaubhaft und trifft oft das Klischee, dass Politiker sich mehr um ihre eigene Karriere kümmern als um die Menschen, für die sie da sein sollten und von denen sie gewählt wurden.
Die Handlungsweisen und "Machenschaften" der Politiker wurden oft sehr ausführlich und in aller Breite beschrieben. Das war mir manchmal ein bisschen zuviel, da sich einiges doch oft wiederholte.
Kommissar Meyer war mir anfangs nicht sehr sympathisch, da er sich nur für sich selbst interessierte, mit Sarah Lund gar nicht zurecht kam und einen sehr rüden Umgang mit der Familie von Nanna und den Verdächtigen und Zeugen hatte.
Kommissarin Lund ist eine Vollblutpolizistin, die sich derart in die Aufklärung des Falles verbeißt, dass sie alles andere vergisst. Sie vernachlässigt ihr Privatleben völlig, setzt ihre Beziehung aufs Spiel und sogar ihr Sohn wendet sich ab und zieht zu seinem Vater.
Ich habe gezweifelt, ob das so wirklich realistisch ist, auch wenn das Ziel der Kommissarin, den richtigen Täter zu finden und den Fall schnellstmöglich aufzuklären, achtenswert ist.
Insgesamt ein fesselnder und lesenswerter Krimi, der sich auch mit einigen Dingen in der Politik und der Polizeiarbeit kritisch auseinander setzt.

Fazit: 4 von 5 Sternen 

 

Leseprobe

 

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