Rezension

Finster wie Finsterau

Finsterau - Andrea Maria Schenkel

Finsterau
von Andrea Maria Schenkel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich nehme euch mit in ein Familiendrama, welches in längst vergangenen Zeiten spielt. Einer Zeit in der es unschicklich war, wenn junge Frauen sich mit Franzosen einlassen, danach ihre Arbeitsstelle verlieren, denn sie sind untragbar für die Gesellschaft. Wenn sie dann auch noch Kinder bekommen, sind sie ein Schandmal für ihre Familien und den Ort in dem sie leben müssen. Etwas für uns heute völlig normal ist, ist in der damaligen Zeit etwas was sich nicht gehört und für die Frauen, die dies erleben, sollen dankbar sein, wenn da doch jemand kommt, der sie trotz ihres "Bankert" heiraten wollen? Mir geht da echt die Hutschnur hoch und ich bin froh, das sich seit damals doch einiges in unserer Gesellschaft verändert hat. Das Denken der Menschen und auch die Arbeit der Polizei. Ich habe mich sehr geärgert, das der Vater von Afra (Johannes) verdächtigt ist und mir beim Lesen doch längst klar ist, das er unter Demenz leidet. Das Butterbrot und auch das Geld, was er sucht um Geld für seine Frau zu hinterlegen, damit sie die Beerdigung von Afra und seinem Enkelkind bezahlen kann, reichen für eine Anklage? Er hat seine Tochter gefunden, aber macht es ihn deshalb gleich zum Täter? Nach 20 Jahren! klärt sich der Fall, aber dann ist es schon zu spät für Johannes. Ich war echt wütend! Ich war sprachlos um dieses Familiendrama, welches sich in Finsterau abgespielt hat. Die verschlossene Tür, die das Cover zeigt lädt nicht ein, die Tür zu öffnen, sondern draußen zu bleiben. Wenn du die Tür öffnest musst du damit rechnen einen Roman zu lesen, der wirklich fesselt, durch seine einfache, aber auch alte Sprache, mit Worten, die uns heute unbekannt sind und uns dennoch irgendwie geläufig, wenn wir in den Tiefen bohren. Mir hat der Krimi trotz seiner wenigen Seiten sehr gefallen und von daher bekommt er von mir auch eine echte Leseempfehlung!