Rezension

Geschichte eines Fehlurteils

Finsterau - Andrea Maria Schenkel

Finsterau
von Andrea Maria Schenkel

Bewertet mit 3 Sternen

Nachdem ich dieses Buch hier bei wasliestdu.de als Prämie gegen Punkte eingetauscht habe, fühle ich mich verpflichtet, auch eine kleine Rezension dazu zu schreiben.

Die junge Afra und ihr kleiner Sohn werden erschlagen aufgefunden, der Täter scheint schnell gefunden zu sein. Es ist ihr Vater, der sich nie mit ihrem Lebenswandel und der Tatsache, dass sein Enkel ein "Bankert" ist, abfinden konnte. Tatsächlich wird er zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, landet aber nach einigen Jahren im damals so genannten "Irrenhaus", weil er zunehmend den Bezug zur Realität verliert.

Erst 18 Jahre kommt die Wahrheit durch die Aussage eines Fahrenden Scherenschleifers ans Tageslicht und der wahre Täter kann überführt werden.

Multiperspektivisch erzählt Andrea Maria Schenkel, wie es zu der Tat und dem folgendem Fehlurteil gekommen ist. Dabei beschreibt sie den Zeitgeist der Nachkriegszeit höchst beeindruckend. Schon im Dritten Reich bekommt Afra Probleme, weil sie sich mit einem französischem Zwangsarbeiter, dem Vater ihres Kindes, eingelassen hat. Doch selbst nach dem Krieg haftet ihr dieser "Makel" an und verhindert es für sie, ein "normales" Leben zu führen. Ein Polizist, der dafür berühmt und gerühmt ist, Geständnisse zu erzielen, scheint den Vater dazu erpresst zu haben, außerdem wird deutlich, dass selbst 18 Jahre nach dem Untergang des Dritten Reiches der Mythos Hitlers noch nachwirkt, wenn in Stammtischgesprächen betont wird, dass es so etwas (was immer es sei) unter dem Führer nicht gegeben habe. Es ist weniger der Fall als solcher, der das Buch lesenswert macht, als vielmehr die Darstellung des zeithistorischen Kontexts.

Kommentare

kommentierte am 25. September 2015 um 10:33

Ja, das klingt wirklich sehr interessant! Möchte ich auch unbedingt lesen.

Vielen Dank für die Vorstellung und liebe Grüße von der Stickfee!