Rezension

Formen der Sklaverei

Die Frauen von Salaga - Ayesha Harruna Attah

Die Frauen von Salaga
von Ayesha Harruna Attah

Bewertet mit 4 Sternen

Die Frauen von Salaga, das sind Aminah und Wurche, die wir beim Erwachsenwerden  und dem Entwachsen einer von Männern dominierten Welt im 19. Jahrhundert Westafrikas begleiten. Dabei meint Entwachsen eine frühe Form der Emanzipation und ist mit unseren heutigen Maßstäben nicht messbar. Aminah und Wurche stammen aus sozialen Schichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Trotzdem hat man als Leser, weil der Klappentext ihre Beziehung zueinander bereits preisgibt, von Beginn an das Gefühl, dass beide gut zueinander passen werden.

Eingebettet ist die Geschichte der beiden Frauen in ein Szenario, in dem der Wettstreit der Kolonialmächte um die besten Landstriche Afrikas bereits in vollem Gange ist. Es werden Kriege gegen die afrikanischen Völker geführt. Deren Chiefs werden von den Weißen hintergangen, finden sich in ihrem Leben nicht mehr wirklich zurecht. Die Hintergrundhandlung wird dabei nicht in epischer Breite erzählt, sondern findet eher in Form von Andeutungen statt.

Mir gefallen beide Charaktere, Aminah und Wurche, weil sie sich nicht einfach in ihre Rolle als Frau fügen, sondern darüber hinaus nach Selbstbestimmung streben. Während dies bei Aminah eher im Stillen, in ihren Gedanken stattfindet, ist das Widerstreben bei Wurche auch nach außen sichtbar. Trotzdem blieb ich ihnen gegenüber auf Distanz und wurde nicht richtig warm mit ihnen. Was mich sonst eher stört, war mir hier jedoch willkommen. Wären mir beide zu sehr ans Herz gewachsen, hätte ich ihr Schicksal, ganz besonders das von Aminah, nicht ertragen können.

Die Lesegeschwindigkeit ist hoch, wenn man nicht aufpasst, liest man den Roman an einem Tag und lässt das Gelesene gar nicht auf sich wirken. Zudem gefällt mir die Erzählweise der Geschichte aus wechselnden Blickwinkeln auf Aminah und Wurche. Etwas gewöhnungsbedürftig waren die recht großen Zeitsprünge und die daraus entstehenden Lücken. Die Landkarte ganz am Anfang habe ich gern zur Orientierung, welche „Stämme“ und Orte gerade beschrieben werden, genutzt. Insgesamt waren die Frauen von Salaga vielleicht nicht unbedingt ein neues Lieblingsbuch für mich, aber empfehlenswert ist es schon aufgrund der historischen und auch kulturellen Einblicke, die es gewährt.