Rezension

Geschichte mit einer Versöhnung

Der Morgen nach dem Regen -

Der Morgen nach dem Regen
von Melanie Levensohn

Der Morgen nach dem Regen, die gebundene Ausgabe hat 431 Seiten. Das Cover mit den frischen und bunten Farben hat mich sofort angesprochen und auf die Geschichte neugierig gemacht. Die Schriftstellerin hat einige Themen super gut in den Roman eingebunden. Die Kapitel sind mässig lang und es liest sich gut. Der Schreibstil ist leicht, locker, teils tiefgründig, was es interessant macht. Dadurch wächst die Vorfreude aufs Weiterlesen und es wird nicht langweilig. Die Charaktere wirken echt und authentisch, strahlen ihre Gefühle aus und lassen uns teilhaben in ihrem Leben. St. Goar am Rhein liegt malerisch zwischen den Burgen, die Autorin hat viele Orte sehr detailreich beschrieben, man fühlt sich, als wäre man selbst vor Ort. Kopfkino vorprogrammiert.

Nun werden die wichtigsten Protagonisten vorgestellt. Johanna und ihre Tochter Elsa stehen sich schon lange nicht mehr nahe. Elsa trauert immer noch, dass die Mama viel gearbeitet hat und nie Zeit für sie hatte. Die Familie litt auch darunter, die Ehe von Johanna ist früh gescheitert. Elsa lebte bei ihrem Vater und die Sommerzeit verbrachte sie oft bei Tante Toni.

Viel Zeit ist vergangen. Johanna kehrt Amerika den Rücken und bereitet sich auf den Ruhestand in Deutschland vor. Sie hat viele Jahre für die UNO als Kriesenmanagerin gearbeitet, ist viel verreist, war selten zu Hause. Da bekommt sie eine wunderbare Nachricht, sie soll das Haus von Tante Toni am Rhein erben. Die Freude ist gross, da sagt sie nicht Nein und zusammen mit dem Nachbar möchte sie im Haus vieles erneuern und umbauen.

Zur gleichen Zeit erleidet Elsa ein Burnout, es passiert während einer Vorbereitung auf einen Prozess, an dem sie als Strafverteidigerin in Den Haag arbeitet. Ein mehrmonatiger Urlaub und Erholungszeit ist nötig, Entschleunigung steht auf dem Tagesprogramm. Elsa überlegt, wie sie es meistern soll. Sie entscheidet sich für St. Goar. Da erlebt sie eine Überraschung. Sie wusste nicht, dass ihre Mama dort mittlerweile lebt. Sie nähern sich wieder an und versuchen einen Neustart.

Der Leser erlebt eine Mutter Tochter Geschichte in einer zerstörten Beziehung. Die beiden stellen sich der Vergangenheit und Johanna offenbart ihrer Tochter ein schwerwiegendes Geheimnis. Gibt es am Ende ein Happy End nach den ausführlichen Gesprächen trotz jahrelanger Konflikte? Viele Gefühle kommen zur Geltung: Schmerz, Schuld, Wut, Versöhnung, Zerrissenheit, Eigenwille,

Fehlkommunikation. Aber auch Liebe, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft.

Man hat als Leser viel mitgefiebert, gehofft und mitgeweint. Bin insgesamt über den Verlauf der Geschichte positiv überrascht, deshalb vergebe ich 4 Sterne und eine Weiterempfehlung.