Rezension

Geschichte über die Entwicklung des Polio-Impfstoffes und die starke und engagierte mutige Frau dahinter

Die Formel der Hoffnung -

Die Formel der Hoffnung
von Lynn Cullen

Bewertet mit 4 Sternen

Dr. Dorothy Horstmann wird nur durch einen glücklichen Zufall 1940 im Vanderbilt-Hospital als Ärztin eingestellt, da der Chefarzt dachte, dass es sich bei ihr um einen männlichen Bewerber handelt. Als Frau und mit einer stolzen Körpergröße von 1,85 m fällt Dorothy auf und wird unter männlichen Kollegen häufig nicht ernst genommen. Immer wieder muss sie Rückschläge einstecken und wird bei ihren Forschungen gehemmt, hat sich aber zum Ziel gesetzt, das Polio-Virus zu verstehen, die Krankheit einzudämmen und unzählige Kinder und Erwachsene vor dem sicheren Tod zu retten. Einzelne Weggefährten wie der Mediziner und Virologe Dr. Albert Sabin unterstützen ihre Annahmen und tragen über viele Jahre hinweg zur Entwicklung des Polio-Impfstoffes bei. Unerschrocken und mit Leidenschaft für ihre Berufung geht Dr. Dorothy Horstmann einen beschwerlichen Weg, setzt ihre eigene Gesundheit aufs Spiel und stellt ihr privates Glück zurück.

"Die Formel der Hoffnung" beschreibt die langwierige Entwicklung des Polioimpfstoffes und rückt dabei die Pionierin in der Forschung, Dr. Dorothy Horstmann, in den Jahren 1940 bis 1963 in den Fokus. Die historischen Fakten um die medizinische Wirklichkeit wird dabei mit einer fiktiven, persönlichen Geschichte um die junge Frau und Ärztin verwoben.
Trotz des medizinischen und wissenschaftlichen Hintergrunds ist die Geschichte leicht verständlich dargestellt. Dennoch wird deutlich, wie beschwerlich es war, einen sicheren Impfstoff zu entwickeln. Die Komplexität des Virus, die Konkurrenz unter den Wissenschaftlern und nicht zuletzt der schwere Stand, den die Frauen in der Männerdomäne hatten, standen einer schnellen Lösung zur Rettung zahlreicher Menschenleben im Wege.

Die Geschichte zur Entwicklung des Impfstoffes ist spannend, durch die zahlreichen Opfer und die drastischen Methoden bei den Versuchen an Tieren, wehrlosen, behinderten Kindern, Strafgefangenen und Selbstversuchen der Wissenschaftler auch sehr eindringlich geschildert. Die persönliche Geschichte von Dorothy, die bei ihrer Theorie zum Nachweis des Virus im Blut lange keine Unterstützung bekam, sogar belächelt wurde und in ihrer Forschung behindert wurde, sich verliebte, aber den Kampf gegen das Virus immer an die erste Stelle setzte, gibt der sachlichen Geschichte die notwendigen Emotionen für einen bewegenden Roman.

Durch die Perspektivenwechsel gibt es nicht nur Einblicke in Dorothys Leben, sondern auch in die anderer Frauen, die ihre Wege kreuzen und ebenso wie sie unter den herrschenden Rollenbildern und unverschämten Chauvinisten zu leiden hatten.
Auch wenn die persönliche Geschichte frei erfunden ist, mutet der Roman sehr authentisch an und zeugt von einer intensiven Recherche und Einfühlungsvermögen für die Situation der (weiblichen) Forscher.
Die Übersetzung mag bei englischen Redewendungen nicht immer so gelungen sein, insbesondere wenn männliche Wissenschaftler über einen langen Abschnitt dauerhaft mit "Böcke" übersetzt werden.