Rezension

Gräber, Särge und nicht unbedingt natürliche Todesfälle

Radieschen von unten - Frida Mey

Radieschen von unten
von Frida Mey

Bewertet mit 4 Sternen

Elfie Ruhland, eine Dame gesetzten Alters mit einem ausgesprochenen Sinn für Ordnungsliebe, sorgt freiberuflich in chaotischen Firmen für ein ausgeklügeltes Ablagesystem und sortiert hingebungsvoll wüste Dokumentenstapel. Ihr jüngster Auftrag führt sie in das Bestattungsunternehmen „Pietas“. Doch dort sind nicht es nicht nur die Belege und Rechnungen, die Elfie Kopfzerbrechen bereiten, sondern in erster Linie ist es die fiese Chefin Juliane Knörringer, die von ihren Angestellten ganz und gar nicht liebevoll „Der Drachen“ genannt wird. Dann verschwindet plötzlich ein äußerst unzufriedener „Pietas“-Kunde spurlos, dessen Neffe hochverschuldet ist, wie sich herausstellt. Die Kriminalpolizei um die junge Kommissarin Alexandra von Lichtenstein ermittelt – und Elfie mischt kräftig mit!

„Radieschen von unten“ ist der zweite Band aus der Reihe um die gestrenge, aber dennoch liebevolle Elfie Ruhland aus der Feder des Autorinnen-Duos Frida Mey. Wie schon im ersten Band „Manchmal muss es eben Mord sein“ schicken die beiden Schriftstellerinnen ihre Protagonistin wieder mitten hinein ins Ermittlungsgeschehen – was die Ermittlerin Alex keinesfalls immer positiv sieht. Apropos Alex: In diesem Buch haben mir zwei Dinge an ihr besonders gut gefallen: Nämlich die forsche Art, mit der sie ihre Fragen stellt und ihre Schlagfertigkeit. Im ersten Band hingegen kam die Polizistin für meinen Geschmack noch ein wenig blass daher. Die Charaktere sind allesamt herrlich komisch und sehr besonders – jeder auf seine Weise. Eine Portion schwarzer Humor und viele witzige kleine Begebenheiten – insbesondere mit dem übergewichtigen Mops Amadeus – sorgen dafür, dass sich beim Schmökern stets ein Lächeln auf die Lippen des Lesers stiehlt.

„Radieschen von unten“ ist mit einer solch bestechenden Leichtigkeit geschrieben, dass man dieses Buch in Nullkommanichts verschlungen hat. Auch die Handlung ist temporeich und stagniert an keiner Stelle.

Für meinen Geschmack hätte es allerdings ruhig noch ein Fünkchen mehr Atmosphäre sein dürfen – zumal die von Friedhöfen, Aussegnungshallen und Bestattungsunternehmen dafür reichlich Anlass bietet. Außerdem halten die letzten Kapitel keine wirklich großen Überraschungen mehr bereit. Die Mörderjagd lädt den Leser zwar zum fleißigen Mitraten ein, aber das Attribut „hochspannend bis zum Schluss“ gilt für dieses Buch insofern nicht, da der Täter (oder die Täterin – wer weiß?) schon eine ganze Weile vor dem Ende feststeht.

Nichtsdestotrotz hat mich dieser humorvolle Kriminalroman aus dem Aufbau Taschenbuch Verlag hervorragend unterhalten. Ich empfehle ihn deshalb sehr gerne allen Bücherwürmern, die in einem Krimi die Heiterkeit den blutrünstigen Szenen vorziehen. Schon jetzt freue ich mich sehr auf Fall Nummer drei, der ab November 2014 erhältlich sein wird.