Rezension

Gruppenprojekt über Verliebtheit im 21. Jahrhundert

Blackout -

Blackout
von Dhonielle Clayton

6 Autorinnen, ein Thema, ein Abend in New York:

Dhonielle Clayton, Tiffany D. Jackson, Nic Stone, Angie Thomas, Ashley Woodfolk und Nicola Yoon haben den globalen Lockdown genutzt, um ein Gruppenprojekt auf die Beine zu stellen: Black-Out in New York. Nichts geht mehr in der größten Metropole der Welt. Ähnlich wie der Lockdown uns alle in ein neues Normal zwang, zwingt der Black Out mitten im Sommer die Protagonisten der 6 Geschichten in 'Blackout' zum Innehalten, Umdenken und neue Wege suchen. 

In allen sechs Kurzgeschichten des Buches, die - dem Gruppenprojekt sei dank - durch Querverbindungen der Protagonisten und einen gemeinsamen Zieltermin am Abend lose miteinander verbunden sind, geht es um junge, schwarze Menschen jeglicher geschlechtlicher Orientierung die zueinander finden und sich über die Liebe und ihre Einstellung dazu austauschen. 

Es sind Kurzgeschichten und es geht um das Verlieben - die Handlung ist daher in den wenigsten der 6 Fällen eine Überraschung. Das heißt Spannung sucht man schon mal vergebens. Leider gehört die aber in meinen Augen zur Romantik mit dazu und deshalb bleibt auch letztere an vielen Stellen auf der Strecke. Die Geschichten zu lesen ist dennoch eine kurzweilige Beschäftigung und die Happy Ends sorgen für ein gutes Gefühl. Aber noch mehr als die Happy Ends sorgt die Grundstimmung in allen Geschichten für ein gutes Gefühl: die Geschichten sind vollkommen frei von Homophobie oder Rassismus. Das liest sich wie eine positive Utopie und solche Bücher sind wichtig, damit sie eine solche Welt als normal in unseren Hinterköpfen verankern und sie schließlich irgendwann auch Normalität wird. 

Aufgrund der Oberflächlichkeit und Unschuld der Geschichten, in denen es größtenteils um Schüler'innen geht, kann ich nicht umhin, bei diesem Gruppenprojekt tatsächlich an ein Schulprojekt zu denken. Die Verbindung der Geschichten untereinander und die politische Message, die meisterhaft im Hintergrund eingebaut ist und dem Leser nichts vorschreiben will, sind aber meisterhaft gelöst, so dass ich als Schulnote sicher eine 1 vergeben würde. Allerdings erwarte ich  von Liebesgeschichten etwas mehr Tiefgang und Reife. Vielleicht bin ich einfach schon raus aus der Zielgruppe des Buches, aber ich denke, wirkliche Romantik und tiefschürende Gedanken macht man sich vielleicht gerade in der Zeit, in der man von solchen Gefühlen zum ersten Mal überwältigt wird, deswegen hätte ich von einem Buch, was in anderer Hinsicht so inspirierend ist, einfach mehr erwartet.