Rezension

Gut gegen Böse

Der Dachs, der Wind und das Webermädchen - Jay Kay

Der Dachs, der Wind und das Webermädchen
von Jay Kay

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es sollte für Ayumi eine wunderschöne Kirschblüte sein, die auf dem Fluss der Zeit vorbeischwamm. […] Doch was der Fluss einmal mitgenommen hat, das kann der Mensch nicht mehr zurückholen, es schwimmt unweigerlich zum Ozean und wird mit all den anderen Wünschen und Bitten und Schwüren im Meer der Zeit versinken...“

 

Im alten Reich Wa lebte ein Dachs. Der war bestrebt, Zwietracht und Streit unter die Menschen zu säen. Ihm zur Seite stand der listige Fuchs. Beide stellten fest, dass sich die Menschen immer weiter ausbreiten. Beim Dachs klang das so:

 

„...Wie viele von den haarlosen Affen gibt es und warum werden es immer mehr?...“

 

Dann geschah eines Tages ein Wunder. Es wurden zwei Mädchen geboren, die sich glichen wie eine Ei dem anderen. Die eine war die einzige Tochter eines Webers, die andere die Tochter des Königs. Der hatte noch sieben Söhne. Normalerweise wären sich die beiden nie begegnet.

In bildhafter und fein ausgearbeiteter Sprache erzählt der Autor ein Märchen in seiner Reihe über die Kinder der Erde. Im Mittelpunkt steht der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Niedertracht und Opferbereitschaft.

Dem Dachs war eine fiese Idee gekommen, wie er den Menschen schaden und gleichzeitig den Nordwind überwinden könnte. Um den Fluch zu bannen, war ein persönliches Opfer nötig.

Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Der Dachs war nicht bereit, seine Niederlage zu akzeptieren. Er suchte nach neuen Verbündeten. Das folgende Zitat ermöglicht ein leises Ahnen:

 

„...Doch vieles im Leben erfordert nicht nur ein gutes Maß an Vorbereitung und Arbeit, auch seltenes Glück will immer ein Opfer sehen und das kommt meistens unerwartet...“

 

Das Büchlein enthält als Zugabe ein Gedicht. Es ist in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort angesiedelt. Zwei Liebende hoffen auf ein gemeinsames Leben. Die Mutter der jungen Frau aber hat andere Pläne mit ihr.

Das Gedicht ist in klassischer Form geschrieben. Es ähnelt einer Ballade. Dazu gehört ein festes Versmaß und passende Reime.

Das Cover ist ein Hingucker. Der blühende Kirschzweig, eingebettet in verschiedene zarte Blautöne, und der Vulkankegel im oberen Teil weisen darauf hin, dass das Märchen im alten Japan spielt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor beherrscht ausgezeichnet das Spiel mit Worten.