Rezension

Gute Idee, leider mit Schwächen umgesetzt

Charlotte und die Geister von Darkling - Michael Boccacino

Charlotte und die Geister von Darkling
von Michael Boccacino

Bewertet mit 3 Sternen

Charlotte Markham arbeitet als Gouvernante bei der jungen, wohlhabenden Familie Darrow. Selbst aus vermögendem Hause stammend wurde sie durch ein Unglück in diese Rolle getrieben. Schnell hat sie die beiden Jungen James und Paul ins Herz geschlossen, die vor nichtmal einem Jahr ihre Mutter verloren haben. Ihr Vater verliert sich in der Trauer um seine Frau und so brauchen beide Söhne besonders Aufmerksamkeit.
Als dann die Nanny der Kinder zu Beginn des Buches grausam ermordet wird, nimmt sich Charlotte den Kindern nun vollends an und versucht an den quirligen, kleinen James und den trauernden, verschlossenen Paul heranzukommen, die noch Monate später jeden Tag zum Grab ihrer Mutter pilgern, um dort mir ihr sprechen zu können.
Etwas Unheimliches scheint in der Ortschaft umzugehen. Paul verliert sich immer mehr in der Sehnsucht nach seiner Mutter. Eines Tages zieht das Dreiergespann los. Charlotte möchte den Jungen beweisen, dass ihre Mutter nicht mehr erreichbar ist, damit sie den Verlust endlich verarbeiten können. Sie begeben sich an einen Ort, den Paul geträumt hat und staunen nicht schlecht, als sie dort auf ein Anwesen namens Darkling treffen, wo immerzu Nacht zu sein scheint. Und an der Schwelle der Tür empfängt sie dort niemand anderes als die Mutter der Jungen.
Lily Darrow hat aus Liebe zu ihren Kindern den Tod besiegt, so scheint es, doch hat jede Medaille nicht zwei Seiten? Was hat Lily dafür geben müssen?

Normalerweise würde ich mich nicht als Coverkäufer bezeichnen, da es mir in erster Linie auf den Inhalt des Buches ankommt. Ich müsste jedoch lügen würde ich behaupten, dass mich die Gestaltung dieses Buches nicht angezogen hat. Eine düstere, magische, märchenhafte Welt verspricht es mir, also etwas, dass mir sehr entgegenkommt.

“Charlotte und die Geister von Darkling” ist eine Mischung aus Urbanfantasy, atmosphärischen Schauplätzen, schwarzem Humor und einem Krimi. Wer ein spannendes Abenteuer erwartet, der wird enttäuscht sein. Charlotte geht die mystischen Dinge, die sie dort erfährt, mit Skepsis und Forscherdrang an und möchte hinter das Geheimnis von Darkling kommen. Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt, so dass ihr Charakter logischerweise der am meisten ausgebaute ist. Nach und nach erfahren wir von ihren Beweggründen, ihrer Familiengeschichte und den tiefen Abgründen ihrer Seele. Michael Boccacino versteht es hier eine durchaus sympathische Protagonistin zu erschaffen, die zwar teilweise recht drastische Arten der Kindererziehung androht, dennoch eine intelligente, trauernde und hoffende Frau darstellt.
Auch die Nebencharaktere stellt der Autor gut dar, einige Charaktere erschienen mir jedoch etwas zu sehr aufgesetzt, zu überspitzt gezeichnet. Dies fand ich etwas schade, da es der Autor durchaus versteht dies bei anderen Charaktere zu vermeiden und diesen Tiefe zu verleihen.

Wer Krimis mag, wird auch dieses Buch mögen. Wer dem Charme von Krimis jedoch nicht wirklich erlegen ist, der wird auch seine Probleme mit Charlotte haben. Für meinen Geschmack war das Buch einfach zu spannungsarm. Charlotte geht an die seltsamen Dinge sehr recherchierend, sehr sachlich heran und möchte hinter die Fassade blicken. Dies ist erstmal keine schlechte Idee, jedoch wird dies eben kaum mit spannenden Szenen gewürzt. Daher treten nach meinem Erachten immer mal wieder kleinere langatmige Teile auf.

Michael Boccacino hat mit diesem Buch eine durchaus interessante Idee gehabt, die man gut und flüssig lesen kann, die aber eben auch etwas anderes liefert, als sie verspricht.