Rezension

Nicht begeistert!

Charlotte und die Geister von Darkling - Michael Boccacino

Charlotte und die Geister von Darkling
von Michael Boccacino

Bewertet mit 2 Sternen

Geist und Geist gesellt sich gern. Da war es wohl kein Wunder, dass ich die Geister von Darkling unbedingt kennenlernen wollte. Allein die Umschlaggestaltung ist ein wahrer Blickfang und zog mich magisch an.
Charlotte braucht nach dem Tod ihres Mannes ein Einkommen und wird in Blackfield als Hauslehrerin für die beiden Jungs James und Paul angestellt. Vor einem Jahr starb die Mutter der Kinder und dann wird plötzlich die Gouvernante brutal ermordet. Der Schwarze Mann ist zurück, eine Gestalt, die Charlotte schon immer ihre Liebsten genommen hat. Doch als Charlotte und die Kinder bei einem Spaziergang auf das Haus Darkling stoßen, wird klar, dass es noch mehr zwischen Leben und Tod gibt, als man glaubt. Denn die Mutter der Jungs ist von den Toten zurück gekehrt, um für den geheimnisvollen Mr. Whatley zu arbeiten.
Obwohl ich mich wirklich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut habe, wurde ich irgendwie nicht warm damit. Nicht nur, dass ich verdammt lange zum Lesen brauchte, auch die Rezension machte es mir echt schwer, weil ich total unschlüssig war. Definitiv keine leichte Kost und ein Buch, an dem die Meinungen auseinander gehen werden.
Dabei ist die Story an sich gar nicht mal so schlecht und irgendwie mal was anderes. Aber die Mischung aus steifer Sprache und oberflächlichen Charakteren hat es mir irgendwie schwer gemacht so richtig einzutauchen. Die Sprache ist dem viktorianischen Zeitalter angemessen und wirkt so mehr wie klassische Literatur. Man sollte von daher Gefallen oder Interesse an diesem Stil haben. Vergleichbar ist es mit Jane Austen, was mir wirklich gut gefiel. So schafft man beim Leser eine gewisse Atmosphäre. Normalerweise habe ich da wirklich keine Probleme mit, aber hier erreichte mich der Stil so gar nicht.
Vielleicht lag es daran, dass die Charaktere so flach und distanziert wirken. Für mich kam keine richtige Sympathie für Charlotte oder die anderen Rollen auf. Sie bleiben sehr oberflächlich und man erfährt einfach nichts über sie. Zudem macht es die Hauslehrerin doch recht unsympathisch, wenn sie den Jungs indische Foltermethoden androht, so bald sie Blödsinn machen - und das machen sie eigentlich andauernd. Ich weiß nicht, ob das humoristisch sein sollte, mich hat es nur genervt. 
Die Tiefe, die dort fehlt, saugt die Kulisse förmlich auf. Das Haus Darkling ist im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch. Als erstes kam mir Lovecraft in den Sinn. Alles ist abgedreht, dunkel, skurril und einzigartig. Ich habe mich direkt in Darkling und die Endwelt verliebt. Die Möglichkeiten dort sind unbegrenzt und werden bei Weitem nicht ausgeschöpft, aber sie reichen zum Verzaubern. Ein Teil der Kraft, den man in diese Welt gelegt hat, wäre für die Charaktere dringend nötig gewesen. So schafft es die Kulisse leider nicht, über die anderen Schwächen hinweg zu täuschen.
Wer auf nachdenkliche, undurchsichtige Texte mit Tiefgang steht, wird an Darkling sicher seinen Spaß haben. Man muss etwas mitdenken und die düstere Grundstimmung ist schon sehr nett aufgebaut.
Trotzdem sprang der Funke bei mir leider nicht über.

Fazit:
Charlotte entführt den Leser in eine Welt wie Alice im Wunderland. Es ist skurril, düster und wahrlich phantastisch. Trotzdem geht die Geschichte an den blassen Charakteren verloren. Keiner von ihnen schafft es, den Leser für sich zu begeistern. Auch wenn ich jetzt schon sehr lange über dieses Buch nachgedacht habe, bin ich mir immer noch nicht sicher, was ich eigentlich davon halte.
Wahnsinnige Beschreibungen, schöner Stil, aber das Feuer springt nicht über.
Von mir 2,5 von 5!