Rezension

Guter Start, dann wirds langwelig

Das Leuchten des Fieberbaums - Jennifer McVeigh

Das Leuchten des Fieberbaums
von Jennifer McVeigh

„Ich würde lieber Großes erreichen und am Ende alles verlieren, als mich mit Mittelmäßigkeit zu begnügen und kein Risiko einzugehen.“ - S.72

Inhalt:
Die 19-jährige Engländern Frances könnte sich nichts schlimmeres vorstellen, als nach Südafrika zu gehen und ihren ungeliebten Cousin Edwin Matthews zu heiraten. Doch, als ihr Onkel sie vor die Wahl stellt, entweder im Dienst ihrer verhassten Tante zu stehen oder die Heirat, wählt sie die Heirat. Unglücklich macht sie sich auf die Reise ins Unbekannte, nur um auf der Überfahrt den anziehenden William Westbrook kennenzulernen. Und sich prompt in ihn zu verlieben.

Meine Meinung:
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir von “Das Leuchten des Fieberbaums“ etwas anderes erwartet. Und zwar eine Liebesgeschichte vor dem historischen Hintergrund Südafrikas. Aber irgendwie kam dann alles anders.
Das erste Drittel der Geschichte ist wirklich mitreißend und fesselnd. Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildlich und blumig, wodurch man sich das Geschehen gut vor Augen führen kann.
Man lernt Frances in ihrer misslichen Situation kennen und empfindet Mitleid für sie.
Schnell wird in die Liebesgeschichte zwischen ihr und William Westbrook hineingezogen und das Buch wird zum echten Page-Turner.
Bis dann der Bruch kommt.
Eine enttäuschende Wendung wird gefolgt von mehr als hundert Seiten, die nur so vor sich hin dümpeln. Man begleitet Frances in ihrem Alltag, doch es passiert nicht wirklich etwas interessantes.
Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte wieder etwas Fahrt auf, doch auch hier wurde ich als Leser etwas enttäuscht, ebenso wie Frances.

Frances ist als Protagonistin sehr sympathisch zu Anfang. Sie ist geprägt von der damaligen Gesellschaft und hat sehr viele Vorurteile, die sie erst zum Schluss wirklich ablegt. Ebenfalls ist sie sehr naiv und weiß sich nicht so wirklich in ihrem neuen Leben in Südafrika zurecht zu finden. Auch wenn dies für manche Leser vielleicht etwas nervig wirkt ( so wie für mich manchmal) aber dadurch ist sie auch als Figur realistisch. Sie kommt aus einem Leben, in dem sie nichts tun musste und keine Verantwortung hat, in dieses vollkommen neue Leben in Südafrika, wo ihr plötzlich sehr viel abverlangt wird und sie mit viel Leid konfrontiert wird.
Die meiste Zeit jedoch hatte ich Mitleid mit ihr, weil es kein anderer hat.
Im Laufe der Handlung merkt man, dass kein Charakter so ist, wie er zuerst scheint. Das nimmt ihnen zwar die Oberflächlichkeit und macht sie ein wenig komplexer, hat mich jedoch stellenweise sehr enttäuscht, weil meine Erwartungen nicht erfüllt worden sind.
Denn seien wir doch mal ehrlich. Ich bin ein Mädchen, ich will Romantik und ein Happy End.
Aber leider ist der Roman hierfür zu realistisch, was man ihm ja eigentlich nicht wirklich anlasten kann. Denn es kommt alles anders, als man denkt und das Ende überrascht.

Das Cover und die Buchdeckelgestaltung sind wirklich wunderschön. Um das Zebra herum ist ein Kreis ausgestanzt, sodass es aussieht, als würde man das Tier durch ein Guckloch beobachten. Von diesen wunderschönen Weiten Südafrikas, wie sie auf dem Cover angepriesen werden, bekommt man als Leser in der Geschichte jedoch nicht viel mit. Der Fokus liegt nämlich nicht auf der Schönheit des Landes, sondern auf dem Leid, Korruption und der Hässlichkeit. Natürlich ist das realistisch und die Autorin kann nicht nur die schöne Natur vorgaukeln, aber ein wenig mehr hätte ich mir in die Richtung doch erhofft.

Fazit:
“Das Leuchten des Fieberbaums“ von Jennifer McVeigh schlägt in der Handlung eine andere Richtung ein, als gedacht. Dennoch orientiert sie sich damit an der Realität und gibt dem Leser nicht ein Paradies vor, wo es keines gibt. Dennoch war ich durch Längen und unerwarteten Wendungen am Ende ein wenig enttäuscht. 3,5 Sterne, die ich aufgerundet habe, weil der Anfang mich einfach unheimlich gefesselt hat und die Autorin mit Frances eine Protagonistin geschaffen hat, die so gar nicht versucht zu gefallen und so ziemlich alles falsch macht, was nur geht.