Rezension

Hexenwahn

Der Henker von Lemgo - Bettina Szrama

Der Henker von Lemgo
von Bettina Szrama

Bewertet mit 4 Sternen

Bettina Szrama hat mit ihrem historischen Roman " Der Henker von Lemgo " einen sehr atmosphärischen Roman geschrieben, der den Hexenwahn des 16. und 17. Jahrhunderts gut widerspiegelt.

Lemgo , ein kleiner Ort im Lipper Land, im Norden Nordrhein -Westfalens, ging als ein Ort in die Annalen der Stadt ein, die für ihre grausamen Hexenprozesse über die Grenzen hinaus bekannt war. Aber auch der Henker dieser Stadt hat Berühmtheit erreicht, auch dadurch, dass er von anderen Städten als Henker ausgeliehen wurde und es in seinem Beruf zu großem Reichtum brachte. In diesem Ort lässt die Autorin ihre Geschichte spielen, die von der Ratsherrentochter Maria handelt, die schon früh als Hexe gilt und im weiteren Geschehen der Geschichte durch den amtierenden Bürgermeister als Hexe angeklagt wird. Da sie aber auch eine besondere Beziehung zum Henker der Stadt hat, ist es natürlich spannend zu erfahren, wie David, der Henker, sich Maria gegenüber verhält, als sie zur peinlichen Befragung in den Folterkeller kommt.

Die Autorin hat in ihrem Buch historische Fakten mit Fiktion verbunden, was ihr größtenteils auch gelungen ist. Das Einzige, wo sie sich schriftstellerische Freiheit erlaubte, war , dass sie eine Liebesgeschichte zwischen dem Henker und einer besagten Hexe in ihren Roman einbindet und genau das hat mich gestört. Sie gibt zwar in einem Nachwort zu, dass es zu so einer Verbindung nie gekommen wäre, aber es wirft ein falsches historisches Bild auf diese Zeit. Ein Henker war kein geachteter Bürger, eine Bürgerstochter hätte sich niemals mit ihm abgeben dürfen und er wäre auch nie zu gesellschaftlichen Ereignissen eingeladen worden, wie dies auch in diesem Buch geschildert wurde. Henkerskinder heirateten meist innerhalb der bekannten Henkerfamilien. Vielerorts hatte der Henker sogar außerhalb der Stadt sein Haus. Auch in Apotheken durften sich Frauen der damaligen Zeit nicht aufhalten, weil wir Frauen durch unsere Mensis, unrein sind .

Bis auf diese für mich schon störenden Aspekte, ist der Autorin ihr Buch allerdings gut gelungen. Mich hat noch einmal kurz die Situation gestört , als man auf Teufel komm raus( passt in diesem Zusammenhang sogar )einen Ehemann für Maria suchte, da wirkt das Geschehen doch arg konstruiert, ansonsten fand ich die Atmosphäre der damaligen Zeit sehr gut eingefangen. Das Volk, dass bei der Hinrichtung ein Schauspiel geboten haben wollte und sich nicht mit einer unspektakulären Hinrichtung zufrieden gab. Die Denunziationen, die häufig dem Neid auf den Mann, den Reichtum einer Familie oder sonstigem geschuldet war. Auch kommt in diesem Roman sehr schön raus, dass Hexenverfolgungen sehr stark von der Person abhingen, die in der Stadt das Sagen hatten, wie in diesem Falle die beiden Bürgermeister.

Ein Roman , der sehr spannend und atmosphärisch geschrieben ist.