Rezension

Schonungslose Hexenjagd

Der Henker von Lemgo - Bettina Szrama

Der Henker von Lemgo
von Bettina Szrama

Die Stadt Lemgo im 17. Jahrhundert: Die Scheiterhaufen lodern hell und der Henker hat alle Hände voll zu tun, denn hunderte Menschen fallen dem Hexenwahn zum Opfer. Auch die junge Maria Rampendahl steht im Ruf, eine Hexe zu sein. Ihre Großmutter wurde bereits als solche verbrannt, ihr Lehrer als angeblicher Zauberer hingerichtet. Der Bürgermeister Hermann Cothmann, ein abscheulicher Widerling, hat schon lange ein Auge auf die bildschöne Maria geworfen und setzt sie unter Druck: Sie möge ihm gefälligst zu Willen sein, sonst wird auch sie als Hexe verurteilt werden. In Lemgo findet sich auf Grund des ungeheuerlichen Verdachts kein Ehemann für Maria, obschon sie eine stattliche Mitgift vorweisen kann sowie einen Vater, der der Bäcker- und Brauerzunft vorsteht. Eines Tages heiratet Maria schließlich doch noch. Allerdings ist sie deshalb noch lange nicht außer Gefahr…

Für ihren historischen Roman „Der Henker von Lemgo“ hat die Autorin Bettina Szrama sehr tiefgründig recherchiert. Sie bedient sich in ihrem Buch einer lebhaften, bildreichen, auch derben Sprache und beschreibt wortgewaltig die Zustände im mittelalterlichen Lemgo. Schonungslos stellt sie die Arbeit des Henkers dar, in all ihren düsteren Facetten – und zeigt doch den Menschen, der sich hinter dem gefürchtetsten Mann der Stadt verbirgt. Bettina Szrama gelingt es mit Leichtigkeit, Emotionen beim Leser auszulösen. Während die humorvolle Beschreibung einer Kutschfahrt auf den Seiten 241 bis 243 bei mir für große Heiterkeit sorgte, war ich beim Lesen des Epilogs den Tränen nahe. Doch natürlich möchte ich hier nicht zuviel verraten. Mein Fazit: „Der Henker von Lemgo“ ist ein faszinierendes Buch, das mich wirklich gefesselt hat und durch den reellen Hintergrund noch zusätzliche Brisanz erhält.