Rezension

Historische Ereignisse beeindruckend in Szene gesetzt

Der Henker von Lemgo - Bettina Szrama

Der Henker von Lemgo
von Bettina Szrama

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch „Der Henker von Lemgo“ von Bettina Szrama ist im emons Verlag erschienen. Es handelt sich dabei um einen historischen Roman, man könnte ihn aber auch als historischen Krimi bezeichnen, da die Hexenprozesse im 17. Jahrhundert und die Art und Weise wie diese geführt wurden durchaus als Verbrechen angesehen werden können. Der Roman umfasst 352 Seiten inklusive einem Verzeichnis der handelnden Personen, neun titulierten Kapiteln, Epilog, Schlussbemerkung der Verfasserin zum historischen Hintergrund und Danksagung. Jedes Kapitel ist mit einem kurzen oder längeren Ausschnitt aus einem historischen Dokument unterhalb des Titels versehen. Das Verzeichnis der handelnden Personen sollte der Leser nicht zu Beginn lesen, da hierin bereits einiges zur Geschichte verraten wird. Das Cover zeigt passend zum Thema eine Szene mit angeklagter Hexe und Henker, die Farbgebung ist düster. Der Buchtitel auf glänzendem braunem Untergrund ist in orangefarbenen, erhabenen Buchstaben gedruckt.

Obwohl  Handlungen und Äußerungen der Personen der Erzählung fiktiv sind, beruht die Geschichte dennoch auf wahren Ereignissen in der Stadt Lemgo. Maria, deren Großmutter als Hexe gerichtet und verbrannt wurde, wohnt als Kind der Verbrennung ihres Schullehrers bei. Ihr Vater sorgt als Vorsteher der Handwerkerzunft und Ratsmitglied dafür, dass sie als einzige der Schüler nicht als Hexenkind in eine Erziehungsanstalt gegeben wird. Doch der Makel bleibt an ihr haften und junge Männer wenden sich aufgrund der üblen Benennung als Hexe von ihr ab. Der Roman spielt in einer Zeit, in der das Buch „Hexenhammer“ eine wichtige Rolle spielte. Hierin konnte man genau nachlesen, wie man mit angeklagten Hexen und Zauberern zu verfahren hatte und von diesen gab es sehr viele. Neid und Missgunst bestimmten das Leben der Menschen miteinander und um ungeliebte Personen aus dem Weg zu räumen genügte es meist, der Person nachzusagen, dass sie mit dem Teufel im Bunde sei. Hierauf erfolgte dann eine Anklage mit Verfahren. Die Stadt Lemgo mit ihrem Bürgermeister Kerckmann und seinem Nachfolger Cothmann war in dieser Sache besonders aktiv.

Vor diesem sehr gut recherchierten Hintergrund versteht die Autorin starke Charaktere entstehen zu lassen. Die Protagonisten scheinen weder gut noch böse zu sein so z.B. der Henker der zwar aufgrund seines Berufs, mit dem er viel Geld verdient, beim Leser nicht beliebt ist, aber dennoch als Mensch Gefühle mitbringt die ihn sympathisch erscheinen lassen. Maria dagegen ist von Beginn an eine liebenswerte Person lässt den Leser aber aufgrund ihrer Liebe zu zwei Männern im Zwiespalt aufgrund ihrer Rechtschaffenheit zurück. Immer wieder wird Maria Zauberei nachgesagt und der Bürgermeister, der Maria für sich als Hure begehrt, wartet auf seine Chance sie der Hexerei anzuklagen um durch einen Händel mit ihr für sich einen Vorteil herausholen zu können. Ob es ihr gelingt mit Hilfe ihrer Angehörigen und Freunde den Anklagen zu entgehen bleibt bis zum Schluss offen. Der Schreibstil ist flüssig. Die Autorin hat die wörtliche Rede an die Sprache der vorliegenden historischen Dokumente leicht angepasst, was hervorragend in die Gestaltung der Romanwelt hineinpasst. Insgesamt bildet die Erzählung die Realität zur damaligen Zeit meiner Meinung nach gekonnt ab und ich fühlte mich bestens unterhalten.