Rezension

Hin- und hergerissen...

Die Geschichte eines neuen Namens - Elena Ferrante

Die Geschichte eines neuen Namens
von Elena Ferrante

Bewertet mit 3.5 Sternen

… zwischen ihren Gefühlen und ihrer Freundschaft zu Lila ist nicht nur Lenù in diesem zweiten Band der neapolitanischen Saga, sondern hin-und hergerissen war auch ich beim Lesen und bin es jetzt beim Bewerten.

Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger zu Lilas Hochzeit geendet hat, geht es nahtlos mit Lilas und Stefanos Hochzeitsreise weiter. Dann folgt der Ehe-Alltag, für den Lila absolut nicht geeignet ist, und Lenù lernt immer weiter, geht aufs Gymnasium, später zur Uni. Lila ist eifersüchtig auf Lenù, was zu einigen sehr hässlichen Szenen führt, aber selbst Lenù versteht irgendwann, wie schlecht es Lila in ihrer Ehe geht. In Lenùs Leben geht es weiterhin hauptsächlich darum, beim Lernen immer die Beste zu sein, da alles über Stipendien geht und sich in einer Welt zurechtzufinden, die weiter vom Rione entfernt ist, als sie es sich je vorgestellt hätte…

Im Gegensatz zum ersten Band, der relativ dünn war, hat dieses Buch über 600 Seiten, was Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits taucht man als Leser dadurch völlig ins Geschehen ein und hat wirklich das Gefühl, die beiden Frauen gut kennenzulernen; andererseits zieht die Autorin einige Dinge künstlich in die Länge und es gibt sehr viele Wiederholungen, vor allem was Lenùs Gedanken und Gemütszustand betrifft.

Die Handlung an sich finde ich interessant und es ist sehr informativ die italienische Gesellschaft der 60er Jahre aus Lenùs und Lilas Sicht zu sehen. Manchmal gingen mir die beiden total auf die Nerven, wenn sie sich mal wieder monatelang ignoriert haben, aber dann gab es auch wieder sehr schöne Freundschaftsmomente.

Ich bin definitiv nicht im Ferrante-Fieber und habe lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Aber letztendlich habe ich mich für 4 Sterne entschieden, da es trotz aller Längen und Wiederholungen einige wunderschöne Stellen und Gedanken gibt und weil ich zugeben muss, dass das Buch eine ganz eigene besondere Atmosphäre hat, wie sie nur wenige Romane haben.