Rezension

Hinter den Mauern des Vatikans

Vaticanum - J. R. Dos Santos

Vaticanum
von J. R. Dos Santos

Bewertet mit 3.5 Sternen

>>"Von dem Geld, das für kranke Kinder gedacht war, sind die Luxuswünsche des Kardinals finanziert worden?">>
Ich habe "Der Schlüssel des Salomon" verschlungen und mich hat gar nicht so sehr die Rahmenhandlung gepackt, sondern was man an wissenschaftlichen Thesen alles erfahren hat. Das war hochinteressant und deswegen konnte ich es kaum erwarten, das neuste, ins deutsche übersetzte Buch "Vaticanum" in die Hände zu bekommen. 
Wie der Titel schon sagt, nimmt Dos Santos den Leser mit nach Rom in den Vatikan, wo Tomas Norona grade mit seiner Verlobten in den Tiefen der Katakomben nach dem Grab Petrus sucht. 
Doch dann wird er von ganz oben zurückgezogen. Es gab einen Einbruch, hinter dem man fundamentalistische Islamisten vermutet. Und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Der Papst wird entführt und Tomas muss schnell handeln, denn es steht alles auf dem Spiel.... 
Ja, meine Erwartungshaltung war hoch, sehr hoch und der konnte "Vaticanum" dann auch nicht ganz standhalten. Inhaltlich hatte ich eine andere Richtung erwartet. Andererseits, hätte ich vorher noch kein Buch von ihm gelesen, wäre mir anhand des Klappentextes klar gewesen, dass es sich hier um einen reinen Vatikan-Thriller handelt. 
Dieser Teil der Reihe gibt einen tiefen Einblick in die Geldgeschäfte des Vatikans. Und so geht es auch größtenteils um das wirtschaftliche Konstrukt der Vatikanstadt, um Korruption, Spendenaffairen, Mafia usw. Das war mir oftmals zu politisch, wenig wissenschaftlich und vor allem wenig Neues. Vielleicht war mir diese Thematik einfach viel geläufiger, als die im Schlüssel des Salomons. Damit will ich absolut nicht sagen, dass es auch für mich nicht noch viele Überraschung gab.
Gefühlt zu kurz geht es auch um Erscheinungen, die Malachias-Prophezeiung und die rätselhaft frühen Tode einiger Päpste. Schade, denn genau hiervon hätte ich gerne mehr gelesen. Ich hätte mir mehr Rätsel, Religionsgeheimnisse und Erklärungen gewünscht. Es wurden z.B. die Freimaurer angesprochen, aber auch nur im Zusammenhang mit der IOR, der Vatikanbank und nicht weiterführend. 
Ich bin hin und hergerissen. Der Roman ist wirklich gut, schreiben kann er. Andererseits, wenn ich den Namen Dos Santos höre, erwartet ich automatisch den Thriller mehr in der Rahmenhandlung  Bei ihm will ich das Buch zuklappen mit dem Wow-Effekt, grad mehr gelernt zu haben, als in der Schulzeit und das war hier nicht ganz so der Fall. 
Dennoch bin ich durch das Buch geflogen. Der Spannungsbogen und die Geschwindigkeit sind enorm hoch, um nicht zu sagen rasant. Der Charakter Tomas Norona hat sich weiterentwickelt, das merkt man, wenn man die Vorgänger kennt. Trotzdem ist jeder Band völlig unabhängig voneinander lesbar, da die von luzar Publishing in Deutschland publizierte Reihe auch nicht mit dem ersten Teil beginnt. 
Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan von J.R. Dos Santos und fiebere jeder weiteren Veröffentlichung sehr entgegen.