Rezension

Historischer Roman im Hamburg von 1886 mit vielen interessanten gesellschaftspolitischen Fragen

Elbleuchten -

Elbleuchten
von Miriam Georg

Bewertet mit 5 Sternen

An diesem Roman ist besonders lesenswert, wie viele gesellschaftspolitische Fragen  thematisiert werden.

Angesiedelt ist die Geschichte im Hamburg in den Jahren 1886/7. Im Vordergrund steht die junge Reederstochter Lily. Durch einen von ihr mitverursachten Unfall trifft sie auf den Hafenarbeiter Jo und erhält durch ihn Kontakt zu den im Elend lebenden Menschen in ihrer Stadt. Eine Mitschülerin vom Lehrerinnenseminar führt ihr die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen vor Augen. Lily engagiert sich trotz ihrer sozialen Herkunft zusehends im Elendsviertel und schreibt als Journalistin über diese Themen. Zwischen ihr und Jo entwickelt eine folgenreiche Liebesgeschichte.

 

Während so mancher historischer Roman auf mich einen zu gekünstelten Eindruck macht, ist das bei dieser fiktiven Geschichte überhaupt nicht der Fall. Sie erzählt recht realistisch über eine – eigentlich zeitlose - Liebesgeschichte von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten, die sich zu ihrer Zeit nicht schickte. Die Autorin hat hervorragend recherchiert  und spricht so viele unterschiedliche Themen an wie die soziale Lage der Arbeiter, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, medizinische Versorgung, Handicaps, Zuzug von Ausländern, Homosexualität. Beim Lesen wird einem erst bewusst, wie jung manche soziale Errungenschaft noch ist. Gerade auch die Hamburger Stadtgeschichte wird real geschildert mit den Beziehungen zwischen Werften und Reedereien und den Villen entlang Alster und Elbchaussee. Für Abwechslung in dem Liebesgeschichtenteil sorgen Einschübe mit kriminellem Gehalt. Denn auch die bessere Hamburger Gesellschaft war nicht frei von Intrigen und Boshaftigkeiten und durchaus  bereit, ihre Ziele welchen Preis auch immer zu erreichen.

Das Buch bekommt von mir eine volle Leseempfehlung.