Rezension

Hochaktuelle Thematik

Freiheitsgeld -

Freiheitsgeld
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 4 Sternen

„...Angst? Wovor? Dass ich sterben könnte? Das steht sowieso an. Ich bin 95, und der liebe Gott schickt mir immer öfter Einladungen. Mit der Hilfe verschiedener Ärzte habe ich sie bisher höflich abgelehnt...“

 

Dies Worte spricht Robert Havelock im Jahre 2063 zu seinem Physiotherapeuten. Wenige Tage später ist er tot. Vor 30 Jahren hatte Robert Havelock als Präsident das Freiheitsgeld eingeführt. Keiner muss mehr arbeiten, wenn er nicht will. Jeder bekommt das für den Monat Lebensnotwendige zur Verfügung gestellt.

Der Autor hat einen hochaktuellen Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.

Allerdings geht die Geschichte etwas behäbig los. Das wird sich aber bald ändern.

Robert Havelock lebt in der Oase, eine besondere Zone in der Großstadt für Prominente. Zwar kann jeder ohne Arbeit leben, aber deshalb ist noch lange keine klassenlose Gesellschaft entstanden. Wer über Geld verfügt, lebt luxuriös in abgeschotteten Stadtgebieten. Auch der Physiotherapeut Valentin hat es zu einer Anstellung in der Oase geschafft. Er wollte seiner Frau Lena etwas bieten. Den Preis dafür kennt sie nicht.

Valentins Vorgänger wurde der Oase verwiesen. Erstaunlich, wie schnell sich die Familie im normalen Leben zurecht finden und dort sogar mit ehrenamtlicher Arbeit ihre Erfüllung findet.

Als der tote Journalist Günter Leventheim gefunden wird, ist Ahmed, der Polizist, in seinen ersten Kriminalfall involviert. Er ist sich sicher, dass es zwischen dem Tod des Journalisten und den von Havelock einen Zusammenhang gibt.

Der Autor hat eine neue Welt im Jahre 2063 kreiert. Umweltschutz wird großgeschrieben. Es wird nur produziert, was gebraucht wird. Klingt Gut? Ja, bevor man tiefer in die Strukturen eintaucht.Mit wenigen Ausnahmen ist jeder vom Freiheitsgeld begeistert. Ahmeds Opa aber formuliert die Schattenseiten.

 

„…Heute ist die ganze Welt eine Maschine, die sich selbst am Laufen hält und wir sind alle nur kleine Rädchen darin, die von Glück sagen können, wenn sie eine einigermaßen sinnvolle Funktion haben…“

 

Franka, Ahmeds Freundin, gehört zu denen, die das Freiheitsgeld kritisieren. Sie ist mit Leib und Seele Handwerkerin – und erstickt an den Steuern, die sie au ihre Arbeit zahlen muss. Davon nämlich wird das Freiheitsgeld finanziert.

 

„...Finde ich es richtig, dass der Staat mir das Geld wegnimmt, das ich mir mit redlicher Arbeit und im Schweiße meines Angesichts verdient habe, um es Faulpelzen wie deinem Bruder zu geben? Nein, finde ich nicht richtig….“

 

Streckenweise fesselt mich die spannende Handlung. Mehr aber begeistern mich die Diskussionen zum Thema Freiheitsgeld und die Folgen von dessen Einführung. Kennern ist nämlich schnell klar: Finanziell ist das Ganze gar nicht machbar. Warum funktioniert es trotzdem? Die Antwort ist erschreckend!

Und dann gibt es Sätze, über die man als Leser länger nachdenken kann.

 

„...Demokratie ist eine schöne Idee, aber eben nur das, eine Idee. Auf längere Sicht muss sie versagen, das ist systemimmanent: Die kurzen Wahlperioden verhindern langfristig angelegtes Denken...“

 

Ivana Quayle führt wenig später ihre Gedanken weiter aus:

 

„...Zu jeder Zeit mussten die Reichen die Mächtigen im Zaum halten. Diejenigen, die das nicht getan haben, waren bald nicht mehr reich…“

 

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, gerade weil es viele Denkansätze gibt. Die Geschichte zeigt, wie gekonnt man die Menschheit manipulieren kann, weil man ja nur ihr Bestes will..