Rezension

Ich fühle mich vom Titel der Reihe aufs Glatteis geführt

Almost True Crime 1: Wer nicht liebt, muss sterben -

Almost True Crime 1: Wer nicht liebt, muss sterben
von Ruth Stiller

Bewertet mit 3 Sternen

Die introvertierte Maja zieht sich vollkommen zurück, nachdem ihre beste Freundin weggezogen ist. Erst als die extrovertierte Jessie neu in ihre Klasse kommt, gelingt es dieser, Maja wieder aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Die beiden Mädchen stammen aus vollkommen unterschiedlichen Verhältnissen, was schnell zum Problem wird. Obwohl sie sehr verschieden sind, ergänzen sie sich jedoch gut. Maja glaubt, in Jessie ihre große Liebe gefunden zu haben und möchte alles mit ihr teilen…

Der Autorin Ruth Stiller gelingt es sehr gut, uns die beiden Mädchen nahe zu bringen. Die unterschiedlichen Lebenssituationen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden sehr gut herausgearbeitet. Als Leserin gelingt es mir sehr gut, mich sowohl in Maja als auch in Jessie hineinzuversetzen.

Der Schreibstil ist sehr realistisch. Genau so könnte ich mir die Situation, das Leben, die Liebe und Konflikte junger Menschen vorstellen. Dadurch, dass man als Leser weiß, dass ein Unglück geschehen wird, habe ich beim Lesen die ganze Zeit eine Bedrohung wahrgenommen, die über allem schwebt. Das hat zum einen für Spannung gesorgt, zum anderen ist mir das Lesen dadurch jedoch auch schwergefallen. So gerne hätte ich eingegriffen, um den beiden Mädchen zu helfen und fühlte mich doch machtlos.

Aufgrund des Titels der Reihe „Almost True Crime“, wobei der Begriff „True Crime“ noch einmal extra optisch hervorgehoben ist, bin ich davon ausgegangen, dass das Verbrechen, um das es in dem Buch geht, wirklich so verübt wurde. Letztlich musste ich jedoch feststellen, dass es sich bei der Bezeichnung der Reihe nur um eine Marketingidee handelt. Die Autorin hat von einem Verbrechen von einem Jugendlichen an einem anderem gelesen und daraus ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Bei dem Inhalt des Buches handelt es sich um Fiktion. Als Leserin fühle ich mich daher getäuscht. Zudem gehe ich davon aus, dass Autoren häufiger über etwas lesen und daraus die Idee bzw. Grundlage für ihr Buch entsteht, ohne dass es deshalb direkt mit dem Schlagwort „True Crime“ betitelt wird.

Inhaltlich finde ich das Buch sehr gelungen. Die Geschichte rüttelt auf und regt zum Nachdenken an. Das passiert, weil sie eben so oder ähnlich hätte passieren können. Die Probleme der Mädchen, das Versagen der Erwachsenen, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Personen und die Spirale, die in Gang gesetzt wurde, sind sehr gut ausgearbeitet worden. Der Autorin ist es gut gelungen, ein schwieriges Thema spannend und glaubhaft rüberzubringen. Ohne den schlechten Geschmack im Mund, den die Marketingkampagne bei mir hinterlassen hat, wäre meine Gesamtwertung bestimmt besser ausgefallen. So hat ein Plus und ein Minus nur für eine mittlere Bewertung gereicht.