Rezension

Ich habe das Wunder von Weihnachten gespürt

Wunder einer Winternacht
von Marko Leino

Bewertet mit 5 Sternen

Nikolas lebt mit seiner Familie im hohen Norden. Die Tragik des Lebens packt hart zu und nimmt dem Jungen die Eltern und die kleine Schwester. Als Waise wird er im Dorf immer für ein Jahr in die Obhut einer Familie gegeben, die ihm ein Zuhause ist. Jeweils an Weihnachten findet der Wechsel statt und Nikolas hinterlässt Geschenke, weil er so dankbar ist.

„Wunder einer Winternacht“ ist eines der schönsten Weihnachtsbücher, die ich jemals gelesen habe! Ich bin in der Regel kein Freund von Weihnachtsgeschichten und lese diese eher selten. Es geht mir gemeinhin darum, ein bisschen meine Kling-Glöckchen-Stimmung anzukurbeln. Meistens entscheide ich mich für Bücher, die allgemein hohe Bewertungen haben und eine besondere Geschichte versprechen. So bin ich zu diesem Buch gekommen und hatte - zugegebenermaßen - keine allzu hohen Erwartungen daran.

Gerechnet hatte ich mit einer eher kitschigen Geschichte von einem Waisenknaben, der das familiäre Glück an Weihnachten erfährt. Zwar steckt in „Wunder einer Winternacht“ ein magisches Körnchen davon drin, doch dieser Roman geht weit darüber hinaus und glüht vor wärmender Weihnachtsmagie, sodass die Seele schmilzt. 

Niklas verliert genau an Weihnachten seine Familie. Im nächstgelegenen Fischerdorf wird er aufgenommen. Jedoch sind die Menschen arm und es ist für niemanden leistbar, den Jungen durchweg bei sich aufzunehmen. Nach einigem hin und her kommt die Gemeinschaft zu der Entscheidung, dass Nikolas eine Wanderwaise wird. Jedes Jahr an Weihnachten wechselt er das Zuhause, womit nicht nur ihm, sondern auch den Familien geholfen ist. 

Allein der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft hat mir unheimlich imponiert. Anstatt vor dem Problem die Augen zu schließen, peilen sie eine gemeinsame Lösung an, die im Endeffekt für alle wunderbar funktioniert. 

Doch damit ist es nicht getan, denn die winterliche Weihnachtsmagie fängt erst so richtig bei Nikolas als Erwachsenen an. Zuerst aber schnitzt er schon als Junge für die Familien, die er verlässt, jedes Jahr ein Abschiedsgeschenk und fängt damit die Weihnachtstradition des Schenkens an.

Somit erzählt das Märchen, wie der Weihnachtsstamm und der Brauch des Schenkens entstanden. Gleichzeitig geht es um Dankbarkeit, Nächstenliebe und den Sinn der Weihnachtszeit. 

Damit spricht „Wunder einer Winternacht“ die Seele bis in die verstecktesten Winkel an. Oftmals ist es unendlich traurig, manches Mal melancholisch oder wehmütig. Doch dann lässt es tatsächlich die Weihnachtsglocken in den Ohren klingen, während einem ganz warm wird, weil man über humorvolle Stellen lacht oder über wundersame Menschen und Gesten staunt.

Außerdem weiß ich jetzt, warum der Weihnachtsmann im roten Anzug erscheint, wie das mit den Rentieren zusammenhängt und auf welche Namen diese Tiere hören (sollten):

„Knips, Pips, Schnips und Grips!“ (S. 128, eBook) 

Bei diesem Buch wurde mir ganz warm in der Brust. Das winterliche Setting hat mich vollends verzaubert, die bezaubernden Figuren habe ich allesamt lieb gewonnen und am Ende habe ich mit Haut und Seele pure Magie und das Wunder von Weihnachten gespürt.

Dabei fühlte ich, dass nach all den Jahren in mir noch immer das kleine Mädchen steckt, das sich von ganzem Herzen auf diese besondere Zeit im Jahr freut. (vgl. S. 172, eBook)