Rezension

Im Fluchtgepäck: drei wichtige Bücher

Die Glücksfrauen - Die Kraft der Bücher -

Die Glücksfrauen - Die Kraft der Bücher
von Anna Claire

Bewertet mit 5 Sternen

Jeder Band der Trilogie über das schicksalhafte Zerbrechen einer Freundschaft zwischen Luise, Maria und Anni in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ist einer anderen der drei Freundinnen gewidmet. Im vorliegenden dritten Band begibt sich Luises Enkeltochter June auf die Reise nach Brasilien, da sich dort die Spur von Maria, einer jungen Mutter und Ehefrau mit jüdischen Wurzeln, verloren hat. Ihre Enkeltochter Sandra führt eher erfolglos die letzte verbliebene Buchhandlung in Rio, einer ehemals großen Buchhandlungskette ihrer Großmutter. Gemeinsam mit June begibt sie sich auf eine Zeitreise und folgt der Fluchtroute, die ihre Großmutter in einem Tagebuch, das auf Grund eines vagen Hinweises tatsächlich noch – gut versteckt – gefunden wird, notiert hat. 

In zwei Zeitsträngen wird der aktuelle Reiseverlauf von June und Sandra und die gefahrvolle Flucht von Maria mit ihrem Ehemann und den beiden noch kleinen gemeinsamen Kindern geschildert. Die Erzählstränge wechseln sich ab und es gelingt jedes mal mühelos, der aktuellen Situation zu folgen.

Dabei hat mich leider die Suche von June und Sandra nicht so in ihren Bann ziehen können, wie die Flucht von Maria. Mit Maria ist der Autorin eine bewundernswerte Charaktere gelungen, die sich im Laufe der Zeit zu einer emanzipierten und durchsetzungsstarken Frau entwickelt. Hat sich Maria noch während ihrer Zeit in Berlin dem zögerlichen Verhalten ihres Ehemannes, untergeordnet so wird sie letztendlich zur treibenden Kraft. Nicht nur, was letztendlich den Aufbruch bedeutet, sondern auch die ihrer Familie gegenüber sorgfältige und verantwortungsvolle Beobachtung der jeweiligen Aufenthaltsorte. Die sie dann mehr als einmal zu kurzfristigen Entscheidungen veranlasst. Nach meiner Einschätzung ist es alleine Maria, ihrer Weitsicht und ihrem sich entwickelnden Selbstbewusstsein, gründend auf dem großen Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Familie zu verdanken, dass nicht nur die Flucht bis Brasilien gelingt, sondern ihr auch der Aufbau einer erfolgreichen Buchhandlungskette gelingt. Und dies auf der Grundlage von drei Büchern, die sie bei ihrem Aufbruch aus Berlin für unverzichtbar hält und von denen sie sich den ganzen langen Fluchtweg über nie getrennt hat.

Erwähnt sei noch, dass die Fluchtroute von Maria und ihrer Familie sehr fesselnd dargestellt wird, wobei ich feststellen konnte, dass der gefahrvolle Weg über die Pyrenäen inzwischen als Wanderroute ausgezeichnet wurde.

Auch der zweite Roman hat mir sehr gut gefallen und gerade die Erzählstränge aus der Vergangenheit haben mich teilweise sehr berührt und ich war mehr als einmal betroffen vom Verhalten so mancher auf den ersten Blick gutwilligen Fluchthelfer, die ich aber als eine glaubwürdige und authentische Darstellung empfunden habe. Und in der Charaktere von Marias Mann ist der Autorin eine sehr interessante Charaktere gelungen, über die ich mehr als einmal den Kopf geschüttelt, aber Maria ob ihrer Geduld bewundert habe. Zunächst eher im Hintergrund wirkend, tritt Maria immer mehr in den Vordergrund bzw. in die Verantwortung und ist letztendlich die treibende und auch helfende Kraft, die eine erfolgreiche Flucht ermöglicht hat.