Rezension

Jane und das Haus auf den Klippen

Die Frauen von Maine -

Die Frauen von Maine
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 5 Sternen

J. Courtney Sullivan nimmt das Haus auf den Klippen zum Dreh- und Angelpunkt ihres vielschichtigen Romans. Jane Flanagan liebt das Haus, seitdem sie es als Jugendliche vom Wasser aus entdeckt hat. Viele Stunden hat sie dort verbracht, bis sie zum Studium aufbrach und danach nur noch selten in ihren Heimatort zurückgekommen ist. Das ändert sich nach dem Tod ihrer Mutter. Sie verliert durch eigene Schuld ihren Job, den sie so lange erfolgreich ausgeübt hat und ihren Mann David, obwohl sie sich lieben.

Als Jane die Geschichte des Hauses für die neue Eigentümerin recherchiert, stellt sie fest, dass es viele Verbindungen gibt, zu ihrer Familie, aber auch zur Geschichte der Frauen in Maine. Es gibt viele Charaktere in diesem Roman, die teilweise eher als Vehikel zum Fortgang der Geschichte eingeführt werden und deshalb nicht unbedingt in die Tiefe gehen. Bei Jane, ihrer Freundin Allison und Genevieve, der neuen Eigentümerin des Hauses, ist es ein wenig anders. Sie werden detaillierter beschrieben. Jane ist mir nicht unbedingt sympathisch, was vor allem daran liegt, dass sie ihre Krankheit nicht erkennen will. An einer Stelle wird klar, welchen Belastungen Allison als Betreiberin eines Hotels, als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin sowie sozial engagierte Frau ausgesetzt ist. Ein Satz, den auch Jane hört, den sie aber nicht versteht/nicht verstehen will, weil sie sehr auf sich bezogen ist – ganz im Gegensatz zu Allison.

J. Courtney Sullivan greift in ihrem Roman viele Themen auf. Es geht vordergründig um Jane und ihre Familiengeschichte, aber auch um Geschichte der Indigenen, die von den Europäern vertrieben, versklavt oder getötet wurden. Es geht um Spiritualität, Glaube, Spiritismus und Geister. Es geht um den Umgang mit dem Erbe, sowohl geistig als auch materiell. Es geht um Freundschaft und selbstbestimmtes Leben. Es geht um Alkoholmissbrauch und seine Folgen. Und natürlich geht es bei alldem um Frauen.

J. Courtney Sullivan versteht es, all diese Themen miteinander zu verweben und verflechten, um am Ende eine Ahnung davon zu bekommen, wie Menschen miteinander umgehen, was sie wertschätzen oder eben auch nicht.

In ihrem Dank listet die Autorin eine Reihe von Büchern und Dokumentationen auf, die für ihre Recherche wertvoll waren, so dass der eine oder andere Aspekt vertieft werden kann.

Fazit: ein intelligenter und vielschichtiger Roman, dem ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe