Rezension

Junkfood“ zum Lesen mit Nervenkitzel und Effekt, aber ohne „Nährwert“

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle. - Arno Strobel

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Fünf Tage ohne Netz. Das planen acht Teilnehmer eines Digital-Detox-Programms. Gemeinsam mit der Reiseleitung beginnt für sie der Trip mit einer anstrengenden Wanderung zur Unterkunft, einem nur teilweise renovierten Berghotel. Kaum dort angekommen, beginnt es so heftig zu schneien, dass die Gruppe nun wirklich komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Als ein Teilnehmer verschwindet und schließlich grausam verstümmelt aufgefunden wird, ist schnell klar, dass das erst der Anfang ist. Ein unberechenbarer Verrückter treibt sein Unwesen, hat sein Werk noch nicht vollendet und keiner der Anwesendem kann sich seines Lebens mehr sicher sein.... 

 

Arno Strobel schreibt klar und gut verständlich, leider aber auch wenig abwechslungsreich und mitunter etwas plump. Bestimmte spezielle Formulierungen wie „er lachte humorlos“ wurden mir zu inflationär verwendet, um noch wirklich Aussagekraft zu haben. Meist wird Jennys Sicht der Dinge beschrieben, zwischendrin nimmt der Autor aber auch die Perspektive des Opfers ein.

 

Die Figuren wirken recht eindimensional und platt, z.B. ist da Jenny, sympathische und harmlose Abteilungsleiterin eines Telekommunikationsunternehmes, der etwas „nerdige“ unsportliche Thomas, der großkotzige und nervig penetrante David, der psychopathisch erscheinende Hausmeister Timo und die von ihrer körperlichen Fitness besessene Annika. Die Hauptrollen bedienen ziemlich viele offensichtliche Klischees. Da die Charaktere teilweise extrem verschieden sind, treffen Welten aufeinander und Konflikte sind natürlich vorprogrammiert. Dass immer mehr Geheimnisse der einzelnen Personen im Laufe der Story ans Licht kommen, sorgt für gegenseitige Verdächtigungen und wiederholt auftretende Spaltungstendenzen. 

 

Psychothriller sind für mich oft wie Junkfood zum Lesen. Ich verschlinge sie am Stück, sie machen Spaß, sind aber nicht „gesund“, haben keinen nennenswerten „Nährwert“. Nach dem Lesen bleiben aber zum Glück nicht einmal die Rettungsringe auf den Hüften zurück...

Wie mit Fastfood ging es mir auch mit dem Roman „Offline“. Zwar ist das Thema nicht völlig neu, die Handlung erinnert an eine moderne Version von Agatha Christies „Zehn kleine Negerlein“, aber ich fühlte mich dennoch überwiegend gut unterhalten. Die Spannung stieg im Laufe der Geschichte immer mehr, ich wollte trotz des Ekels über die widerwärtigen, grausamen Quälereien der Opfer mehr, konnte nicht aufhören zu lesen. Kurz vor Ende flachte alles leider etwas ab, die Einschübe, die Sicht des Opfers, brachten nichts Neues mehr, wirkten wie unnötige Wiederholungen, um Zeit zu schinden. Die Lösung kam zwar überraschend, aber trotzdem irgendwie unspektakulär daher, für mich war am Ende einfach die „Luft raus“. 

Nicht alle Details der Handlung erscheinen mir nachvollziehbar und logisch. Dass die Figuren z.B. die Leichen im Keller völlig Fremder kennen können, wirkt auf mich unrealistisch. Die namentliche Erwähnung psychisch Erkrankter oder fallengelassene Strafanzeigen finden sich schließlich nicht so einfach im Internet.

Unterm Strich für mich ein über weite Strecken packender, unterhaltsamer Psychothriller mit Schwächen, der hauptsächlich auf Effekt und Klischee setzt, ideal zum schnellen Verschlingen am Stück.