Rezension

keine Hochspannung, blasse Charaktere

Enna Andersen und die verlorene Zeit -

Enna Andersen und die verlorene Zeit
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3 Sternen

Dies ist der 5. Band aus der Krimireihe um die Kommissarin Enna Anderen, die in Oldenburg mit drei weiteren Kollegen beim LKA Niedersachsen eine Abteilung für cold cases leitet. In diesem Krimi klärt Enna in privaten Ermittlungen den mehr als zwanzig Jahre zurück liegenden Mord ihren Eltern auf. Der damals verurteilte Mörder will, nachdem er seine Strafe verbüßt hat, eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen. Er hatte die Tat von Anfang an abgestritten. Auch Enna will endlich Klarheit über die wahren Hintergründe des Mordes.

So beginnen ihre privaten Ermittlungen, die tief in die Vergangenheit der renommierten Hamburger Anwaltskanzlei führen, in der ihr Vater als Sozius gearbeitet hat.

Es ist der erste Krimi, den ich aus dieser Reihe gelesen habe. Ich fand das Cover des Romans, das eine düstere, geheimnisvolle Stimmung ausstrahlt, vielversprechend und der norddeutsche Hintergrund, vor dem die Handlung angesiedelt ist, machte mich neugierig. So spielt die Handlung in Oldenburg, Lüneburg, Hamburg und Umgebung. Allerdings hatte ich mir insoweit mehr Lokalkolorit versprochen. Eine typische norddeutsche Atmosphäre wurde nicht vermittelt. Der Krimi hätte ebenso gut in Mannheim, Dortmund oder sonst wo spielen können. Die für die norddeutsche Landschaft so typische neblige, etwas unheimliche Atmosphäre kam nicht auf. Das fand ich schade, was natürlich auch an meiner insofern falschen Erwartung gelegen haben mag.

Der Roman war sehr Dialog lastig, was nichts Schlechtes sein muss. Dass die privaten Hintergründe von Enna und ihrem Team thematisiert wurden, hat mir gut gefallen . Allerdings wurden die Charaktere der einzelnen Figuren m. E. nicht tief genug ausgeleuchtet , so dass ich nicht richtig mit ihnen warm werden konnte.

Der Sprachstil war einfach, teilweise wirkte er hölzern auf mich. Dennoch hat sich der Krimi gut und flüssig gelesen. Der Plot war durchaus spannend und differenziert ausgearbeitet. Bis zum Schluss war nicht klar, wer der Täter und seine Mittelsmänner waren. Knisternde Hochspannung in dem Sinn, dass ich einach nicht aufhören konnte zu lesen, kam dennoch nicht auf.

Anders als bei anderen Krimireihen ( ich denke etwa an die Krimis von Mankells Kommissar Wallander ) verspüre ich hier nicht das Bedürfnis , frühere oder, wenn es sie denn geben sollte, weitere Folgen der Reihe zu lesen.

Ich vergebe drei Sterne