Rezension

Konkurrenz für Sherlock Holmes

Nell Sweeney und die Spur des Todes - P. B. Ryan

Nell Sweeney und die Spur des Todes
von P. B. Ryan

Bewertet mit 4 Sternen

Toller Auftakt einer Reihe, bei der die liebenswerte und kluge Gouvernante Nell, im Hause der reichen und angesehenen Hewitts immer wieder in Fälle gerät, die die Mitglieder der Familie betreffen.

Nell wirkt wie ein aufgeweckter, lustiger, scharfsinniger weiblicher Sherlock Holmes Verschnitt, immer am kombinieren und Zusammenhänge herausfinden. Aber auf eine süsse, berührende und trotzdem interessante und spannende Art und Weise. Sie schämt sich ihrer Gefühle auch nicht, lässt sich nicht einschüchtern und behauptet sich in einer Zeit, die eigentlich von Männern dominiert wird.

Wie sie mit dem totgeglaubten Sohn der Hewitts, William, aufeinandertrifft und im Auftrag seiner Mutter Viola versucht, ihn vor dem Galgen zu bewahren, weil er angeblich in einer zwielichtigen Taverne im Opiumrausch einen Menschen umgebracht haben soll, ist toll umschrieben. Und William scheint sich seinem Schicksal einfach so zu fügen, kämpft nicht mal um Freispruch oder Aufklärung, was Nell an die Grenzen ihres Verständnisses und der Geduld bringt, denn irgendetwas scheint er zu verbergen oder jemanden zu schützen. Doch leider scheinen die Ermittler immer einen Schritt voraus und die Zeugenaussagen sind belastend.

Mir hat diese Geschichte gut gefallen und das Ende lässt auf weitere Teile schließen, auf die ich jetzt schon gespannt bin, denn es macht wirklich Spaß zu lesen, wie Nell sich einsetzt, wie sie die Leute auch unter Druck setzt oder mit den Dingen konfrontiert, um herauszufinden, ob sie mit ihrer Idee und Recherche richtig liegt. Ihr ist auch nichts zu peinlich und sie kommt auch öfter mal in Situationen, wo die Frauen damals eher Riechfläschchen gebraucht oder sich in diverse Gegenden nicht getraut hätten.

Das Cover ist genau passend düster und geheimnisvoll gestaltet und die Charaktere im Buch alle genau passend umschrieben, von denen man auch einige wirklich ins Herz schließt, wie zum Beispiel Dr.Greaves, Viola Hewitt, die auch mutig und die sich aufgrund ihrer Stellung gegenüber ihrem Mann erstaunlich durchsetzen kann, nicht zuletzt aufgrund ihrer Erkrankung, die sie an den Rollstuhl fesselt. Und natürlich muss es auch einige geben, die man abstoßend und überheblich findet, die über Leichen gehen würden und denen egal ist, was andere Menschen denken oder fühlen.

Es ist zwar jetzt nicht der klassische Krimi, wo man die Luft anhält oder Gänsehaut bekommt, eher geht es um die Aufklärung und die Hintergründe, ein paar Längen hatte die Geschichte auch, was für mich jetzt nicht so wichtig für die Aufklärung gewesen wäre und das Ende ist doch eher überraschend und unerwartet.

Dennoch hat mich Nells Ermittlung irgendwie interessiert, weil sie so ganz anders ist, als die Damen der damaligen Zeit und genau das hatte seinen Reiz. Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, wenn man angefangen hat, will man weiterlesen, auch wenn es an ein paar Stellen etwas schwächelt.