Rezension

Lies es. Oder nicht.

Tu es. Tu es nicht. - Steve J. Watson

Tu es. Tu es nicht.
von Steve J. Watson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Julia ist glücklich mit ihrer kleinen Familie: ihrem adoptierten Sohn Connor und ihrem Mann Hugh. Doch nach dem brutalen Tod ihrer jüngeren Schwester Kate, der leiblichen Mutter von Connor, ist nichts mehr, wie es vorher war. Auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester meldet Julia sich auf einer Datingwebsite an, wo sie den zehn Jahre jüngeren Lukas kennenlernt.  Aus wöchentlichen Chats werden tägliche, stündliche, bis die beiden sich schließlich im wahren Leben treffen wollen. Julia schiebt den Vorwand, im Mordfall ihrer Schwester zu ermitteln vor, doch damit versucht sie nur, ihre beginnende Affäre vor sich selbst zu rechtfertigen. Schon bald gerät Julia in den Strudel der Sucht, wobei nicht nur ihre Vergangenheit und die besiegte Alkoholsucht versuchen an die Oberfläche zu dringen, sondern auch das Verlangen begehrt zu werden. Julia lebt zwei Leben, doch durch den kleinsten Fehler kann sie beide verlieren.

Nachdem sich der Erstling des Autors, "Ich. darf. nicht. schlafen.", sofort als Bestseller auf der ganzen Welt etablierte und kurz darauf mit Nicole Kidman, Colin Firth und Mark Strong in den Hauptrollen verfilmt wurde, war ich natürlich sehr auf "Tu es. Tu es nicht.", sein neues Werk, gespannt. Aber ehrlich gesagt musste ich das Buch nach dem Beenden erst einmal verdauen, bevor ich mich an die Rezension setzen konnte. Warum? Zuerst einmal hatte ich mir unter diesem Titel etwas anderes vorgestellt, aber nachdem ich den Klappentext nochmal gelesen habe, wurde mir klar, dass man sich daraus eigentlich schon den Inhalt ansatzweise erschließen hätte können. Wahrscheinlich trug dieser Umstand auch einen kleinen Teil dazu bei, dass mich das Buch ziemlich aufgewühlt hat, da besonders im Mittelteil einige Sexszenen dabei waren, die man für meinen Geschmack nicht so genau hätte beschreiben müssen. Ich denke, auch Andeutungen hätten ausgereicht, um nachvollziehen zu können, weshalb Julia in den Strudel der Sucht gerissen wird. Das war es aber nicht allein. Ich habe lange über das Ende und die Auflösung der ganzen Verstrickungen nachgedacht. Ist so etwas realistisch oder einfach nur überzogen? Wie soll man dieses Buch bewerten? Auch jetzt bin ich mir noch nicht sicher, ich denke aber, da mich die Geschichte durchaus gefesselt - auch wenn es erst auf den letzten vierzig Seiten so richtig spannend wurde - und die Protagonistin überzeugt hat, ist es gerechtfertigt, "Tu es. Tu es nicht." dreieinhalb Sterne zu geben, mit leichter Tendenz nach oben. Des Weitern würde ich diesen Thriller Lesern unter 16 Jahren nicht empfehlen, denn die teilweise beinah Vergewaltigungen von Julias Affäre sind bis ins kleinste Detail beschrieben.