Rezension

L.J. Shen hat mich tief in Herz und Seele getroffen

Boston Belles - Villain -

Boston Belles - Villain
von L. J. Shen

Bewertet mit 5 Sternen

Cillian Fitzpatrick ist ein skrupelloser und knallharter Geschäftsmann und in Boston und den Medien als „der Schurke“ bekannt. Rücksichtslos und vor allem gefühllos setzt er seine Interessen durch. Seit Persephone Penrose ihn das erste Mal auf einer Gala gesehen hat, ist sie verliebt in ihn. Als sie ihn aufgrund einer für sie bedrohlichen Notlage um Hilfe ersucht, gewährt er sie ihr unter der Voraussetzung, seine Ehefrau zu spielen. Persy sieht ihre Chance gekommen. Es muss doch möglich sein, diesen Mann zu knacken und sein Herz zu gewinnen.

 

Shen schreibt im Nachwort, dass das Schreiben dieses Buches „ihr mental und physisch einiges abverlangt“ hat. Nicht nur ihr. Es gibt wenige Bücher, die mich Wort für Wort, Zeile für Zeile so fesseln, dass ich beim Lesen fast vergesse zu atmen. Und es gibt ebenso wenige Bücher, die mich so schmerzen, dass ich Tage brauche, um eine Rezension zu schreiben. Manchmal habe ich gelacht, wenn andere in ihren Kritiken schreiben, dass „ihr Herz in tausend Teile zerbrochen und wieder zusammengesetzt wurde“. So melodramatisch. Aber nun ist es auch mir passiert.

 

Cillian ist eine ganz neue Steigerung eines Bad Boys und Alphamännchens. Er ist kalt bis ins Mark, versagt sich jegliches Gefühl - egal, ob positiv oder negativ, ist gnadenlos und brutal ehrlich. Wie oft er Persy alleine mit seinen Worten und seinem Zynismus verletzt, ist erbarmungslos. Dass er sich so verhält, um sich selbst und sein lange gehütetes Geheimnis zu schützen, wird immer klarer im Verlauf des Buches, ist aber trotzdem schwer zu ertragen.

 

Percy hingegen ist eine weichherzige Frau, die mit ihrer Freundlichkeit und Güte keine Gefahr für ihn zu sein scheint. Trotz schlechter Erfahrungen glaubt sie unerschütterlich an die Liebe und daran, ihn retten zu können. Cillian hat nicht mit ihrer Stärke und Standhaftigkeit gerechnet, die ihm schwer zu schaffen machen und langsam aber sicher in die Knie zwingen. Ihre Stärke ist seine Schwäche und den kleinen Tricks, die sie anwendet, um sein eiskaltes Herz zu gewinnen, steht er hilflos gegenüber.

 

„Villain“ ist aber nicht nur eine Romanze. Es ist zugleich auch ein Familiendrama, ein Krimi und ein Hohelied auf Freundschaft und Zusammenhalt. Wie schon im ersten Band der Reihe spielen Freunde und Geschwister der beiden eine große Rolle. Offen und ehrlich sagen sie Kill und Persy ihre Meinung, stehen ihnen aber unerschütterlich zur Seite, wenn es hart auf hart kommt. Neu eingeführt in die Clique wird Devon, Cillians Anwalt. Es sieht so aus, als könnte er in einem der nächsten Bände das Gegenstück von Emmabelle werden, Persephones Schwester.

 

Bei allem Schmerz, bei aller Rohheit blitzt doch auch Humor hervor. Es gibt durchaus immer mal wieder witzige Dialoge und wie Kill zunehmend seine Fassung und Kontrolle verliert, hat mich oft grinsen lassen. Doch mehr als das habe ich geweint. Nicht nur um Cillian, weil ich ihn verloren glaubte, sondern auch um Persy. Es gab wirklich Momente, da schien das Happy End in unerreichbare Ferne gerückt und ich fürchtete, dass Kill sie nun wirklich gebrochen hatte. Das letzte Kapitel vor dem Epilog habe ich tatsächlich zweimal gelesen, weil ich mich doppelt vergewissern musste, dass alles in Ordnung kommen wird.

 

Herz und Seele sind ein großes Thema in diesem überwältigenden Roman. L.J. Shen hat mich tief in beide getroffen. Ich kann kaum erwarten, dass es Februar wird und „Monster“ erscheinen soll.