Rezension

Melancholische Familiengeschichte aus den Elbmarschen

Die Rückkehr der Kraniche -

Die Rückkehr der Kraniche
von Romy Fölck

Elbmarschen - Naturschutzgebiet - Norddeutschland - Marschland - Reetdachhäuser - Familiengeschichte - Familiengeheimnisse - die Suche nach dem Vater - Mutter-Töchter-Enkelin - Familienkonflikte - Vogelschutzgebiete - Natur - die Kraft der Natur

          Die vier Frauen der Hansen-Familie treffen sich wieder in dem alten Reetdachhaus in den Elbmarschen, das ihrer aller Heimat ist. Es liegt viel Unausgesprochenes in der Luft. Wie das in Norddeutschland eben so ist. Hier redet man eher wenig und das harte Leben auf dem Land fordert seinen Tribut. Dazu kommen einige Familiengeheimnisse, die eine Annäherung erschwerden.
Da ist Wilhelmine, die älteste Frau. Sie wurde früh Witwe und musste ihre Töchter alleine erziehen. Das hat sie hart gemacht. Grete, die älteste Tochter, hat früh erwachsen werden müssen und sich immer liebevoll um ihre jüngere Schwester Freya gekümmert. Bis diese irgendwann der Enge entflohen ist und in Berlin Karriere gemacht hat. Das hat Grete ihr übel genommen. Dazu kam, dass Grete nie aus dem Dorf herausgekommen ist, da sie früh schwanger geworden ist und ihre Studienpläne nicht verwirklicht hat. Anne, die Tochter von Grete, will gerne richtig selbständig werden, schafft es aber nicht. Auch sie hat ihre Geheimnisse und außerdem will sie endlich wissen, wer ihr Vater ist....Und Freya? Sie ist nach außen hin erfolgreich, innerlich aber in einer Krise, denn sie wurde gerade verlassen und ihr Kinderwunsch hat sich nicht erfüllt.
Als Wilhelmine erkrankt, sind alle Familienmitglieder genötigt, sich auseinanderzusetzen und (vielleicht?) eine neue Nähe zu entwickeln und neue Weichen für die Zukunft  zu stellen. Wird Wilhelmine ihren Töchtern gegenüber endlich offen reden? Wird Grete neue Wege gehen? Was ist mit dem Vater von Anne? Und was wird aus Freya und dem neuen Nachbarn?

Dieses Buch beschreibt sehr stimmungsvoll die Landschaft der Elbmarschen, was mir schon in den Krimis der Autorin sehr gut gefallen hat. Diese raue Landschaft, ganz nah bei Hamburg und doch so weit weg. Die Figurenzeichnungen sind sehr authentisch, typisch norddeutsch und ein wenig herb. Dieser Familienroman zeigt sehr eindrucksvoll die Macht und die Auswirkungen von Familienverstrickungen, Geheimnissen und mangelnder Kommunikation. Realistisch, ungeschönt und lebensecht. Die Grundstimmung ist eher melancholisch. Ein romantisch-seichte Lektüre ist es nicht. Aber ein stimmungsvoller Roman inklusive wunderbarer Landschaftsbeschreibungen. Und wer Vögel liebt, der wird auch dieses Buch lieben. Und sofort in die Naturschutzgebiete der Elbmarschen aufbrechen wollen.