Rezension

Melancholischer Coming-of-Age Roman

Schwimmen in der Nacht - Jessica Keener

Schwimmen in der Nacht
von Jessica Keener

Wenn das das Erwachsenwerden war, wäre ich gern Kind geblieben, aber ich sah keinen Weg, als mich weiter zu entwickeln und etwas Besseres zu suchen

Inhalt

Sarah Kunitz nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 70er Jahre, als sie 15 Jahre alt war und mit ihrer wohlhabenden Familie in Boston lebte. Ihr Elternhaus war davon geprägt, dass ihr Vater regelmäßig cholerische Anfälle hatte und ihre Mutter an einer Depression litt, die es ihr unmöglich machte für ihr vier Kinder da zu sein. Auch wenn die Familie nach außen ein perfektes Bild abgab, war das Zusammenleben durch Probleme bestimmt. Als die Mutter dann auch noch bei einem ungeklärten Autounfall ums Leben kommt, bricht das Konstrukt der heilen Familie vollends zusammen. Doch wie heißt es so schön, wenn man einen geliebten Menschen verliert: das Leben geht weiter und so geht auch Sarah ihren Weg, bei dem die Musik eine immer größere Rolle spielt.

Meine Meinung

"Schwimmen in der Nacht" ist ein Roman, dessen Grundthema nicht nur das Erwachsenwerden ist, sondern auch den Umgang mit dem Verlust in den Fokus rückt. Denn es ist wohl nie leicht einen geliebten Menschen zu verlieren, aber gerade in der Pubertät, braucht man die Mutter, die da ist, wenn man Probleme und Sorgen hat. Sarah muss jedoch schon früh lernen auf eigenen Beinen zu stehen und hat keine Bezugsperson in ihrer Familie, in der jeder seinen eigenen Weg geht.

Jessica Keener hat an ihrem Buch 18 Jahre lang gearbeitet. Wenn man die Geschichte liest, die autobiographische Züge aufweist, dann ist auch verständlich wieso sich der Prozess so lange hinzog. Denn ihr Buch ist keine Feel Good-Geschichte, sondern ein melancholisch und teilweise beklemmender Roman, der eindringlich und schnörkellos erzählt wird. Vom Tenor her ist es eher eine traurige Handlung, zu der man schon ein wenig in der Stimmung sein muss, um das Buch genießen zu können. Denn es ist absolut lesenswert und macht in wunderbarer Weise die Musik zum Bestandteil, sodass die eher dunkle Geschichte dadurch ein wenig heller wird.

Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass die Autorin trotz der Tatsache, dass sich der Roman in den 70ern abspielt, aktuelle technische Errungenschaften integriert hat, die es damals noch gar nicht gab.

Fazit

"Schwimmen in der Nacht" ist ein Coming-of-Age-Roman über eine junge Frau, die es lernt sich ihren Weg frei zu schwimmen und erwachsen zu werden