Rezension

Montana/U.S.A, 1867

Wo der Himmel die Prärie berührt -

Wo der Himmel die Prärie berührt
von Rebecca Maly

Bewertet mit 5 Sternen

Montana/U.S.A, 1867

Seit dem Tod ihrer Mutter vor 3 Jahren, reist die 15jährige Mary mit ihrem Vater Joshua Jerobe in einem Planwagen durch die Lande. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Salben, Tinkturen und anderen „Wunderdingen“, die von Mary in Handarbeit hergestellt werden, zudem renkt Joshua Knochen ein, öffnet Furunkel, zieht Zähne und verdingt sich als Barbier. Ihr Gespann wird von 2 Bison und nicht von Pferden gezogen, was über die Jahre zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Joshua duldet keine Schwäche und kein Fehl, weder bei seiner Tochter, noch bei den Bison, und so spart er nicht mit Schlägen und Strafen. Seine Tochter Mary wünscht sich nichts sehnlicher, als sesshaft zu werden, sie hasst das Leben auf dem Planwagen. Bisher war Joshua sein bestes Aushängeschild für seine Wundermittel, denn er strotzte vor Gesundheit. Das ändert sich, als er bei einem Überfall so schwer verletzt wird, dass er künftig einen Gehstock benutzen muss. Als sie durch einen größeren Ort kommen, sehen sie am schwarzen Brett einen Aushang, dass in einem Ort namens Ulyssus‘ Rest ein Lehrer gesucht wird, um die dort lebenden indianischen Waisenkinder zu unterrichten. Joshua fühlt sich für diesen Job geradezu wie berufen und Marys Traum vom eigenen festen Zuhause wird endlich wahr.

Hudsonstraße, Ungava-Halbinsel, Kanada, 1867

Der 17jährige Timothy ist das Kind der weißen Hure Margret Maygull und dem Cree-Indianer Noah Anteo. Als Timothy 7 Jahre alt ist nimmt sein Vater ihn mit auf die „Windspirit“, einem Walfänger, auf dem er als bester Harpunier des Schiffes seinen Dienst tut. Aus diesem Grund bringt der Rest der Mannschaft Timothy ein gewisses Maß an Respekt entgegen. Als sein Vater bei einem Walfangmanöver verletzt wird und dem Tod nahe ist, ringt er seinem Sohn das Versprechen ab, im nächsten Hafen das Schiff zu verlassen und sein Leben an Land zu verbringen. Obwohl Timothy nicht versteht, warum sein Vater das von ihm verlangt, verspricht er es. Es vergeht nicht viel Zeit, bis seine Kameraden anfangen, ihn zu drangsalieren – und so verlässt Timothy die „Windspirit“.

Eine Zeit lang versucht er, sich alleine durchzuschlagen, dann trifft er auf Connel und Whisper, denen er sich anschließt. Die Beiden sind als Kopfgeldjäger unterwegs und so führt sie eines Tages ihr Weg nach Ulyssus‘ Rest ……

Es ist unausweichlich, dass sich die Wege von Mary und Timothy kreuzen.

Bei „Wo der Himmel die Prärie berührt“ handelt es sich um einen historischen Roman der Autorin Rebecca Maly. Sie thematisiert in ihrer Geschichte sowohl die damalige Feindschaft zwischen weißen Siedlern und Indianern als auch die Tatsache, dass Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen, auch unter dem Deckmantel der Kirche, durchaus legitim als Strafe benutzt wurde. In diesem Fall sind die Schutzbefohlenen dann auch noch indianische Waisenkinder ….. Joshua Jerobe ist hier stellvertretend für viele viele Menschen, die den Indianern Manieren beibringen wollten.

Die Geschichte wird von einem unbeteiligten Dritten, abwechselnd, aus Sicht von Mary und Timothy erzählt. Am Anfang ist Mary 15 Jahre alt, Timothy ist 17 – in den ersten Kapiteln erfährt der Leser aus Rückblicken die Vorgeschichten der Beiden. Es dauert tatsächlich bis weit über die Hälfte des Buches, bis sich die Wege von Mary und Timothy kreuzen. Was zur damaligen Zeit überhaupt nicht akzeptabel war, war eine Verbindung zwischen einer weißen Frau und einem Indianer bzw. einem Halbblut. Mary und Thimothy mussten also äußerste Vorsicht walten lassen, um nicht gesehen zu werden. Letztendlich gibt es für die Beiden nur einen Ausweg aus der Misere.

Die Charaktere sind sehr authentisch und lebensecht beschrieben und fast schon kann man mit Mary mitfühlen, wenn ihr Vater ihr mal wieder eine Tracht Prügel verpasst. Mein Mitgefühl gilt aber vor allen den Indianerkindern, die im Waisenhaus ihr Dasein fristen und dann auch noch von einem Lehrer wie Jerobe unterrichtet werden. Die Geschichte der einzelnen Weisenkinder ist übrigens ebenfalls sehr interessant, mehr möchte ich hierzu jedoch nicht schreiben.

Mary ist eine starke Persönlichkeit, aber zum damaligen Zeitpunkt konnten Mädchen/Frauen so stark sein, wie sie wollen, sie hatten keinerlei Chance etwas zu tun, wenn es dem Mann in der Familie nicht gefiel. Timothy ist nicht ganz so zart besaitet, er hat auf dem Walfänger einiges einstecken müssen und auch später, als er mit Connel und Whisper durch die Lande zog, wurde er nicht auf Rosen gebettet. Der Job als Kopfgeldjäger gefällt ihm nicht, aber er mag Connel und Whisper, so dass er sich eine Zeit lang mit ihnen zusammenschließt. Whisper ist auch eine Cree-Indianerin, jedoch von einem anderen Stamm.

Das Buch umfasst 294 Seiten und der Schreibstil der Autorin ist, wie gewohnt, leicht zu lesen. Der Stil und die Sprache der Protagonisten passen zur damaligen Zeit.

Ich empfand die Dialoge und auch das Handeln von Mary und Timothy manchmal als etwas sehr naiv – dann wurde mir wieder bewusst, dass die Beiden erst ungefähr 18 und 20 Jahre alt sind, als sie sich treffen.