Rezension

Neben und auf dem Platz

Julius oder die Schönheit des Spiels -

Julius oder die Schönheit des Spiels
von Tom Saller

Bewertet mit 4 Sternen

Cover und Gestaltung des Buchdeckels versprechen Schönheit und Eleganz. Helle Farben im Hintergrund und sportliche junge Menschen, 3 Damen und 2 Herren.
In der Mitte sehe ich Julius, den Titel- und deutschen Tennishelden, dessen Leben und Spielen vom Autor auf den 351 Seiten seines Romans beschrieben werden.
Ankerpunkt der Handlung ist das legendäre Entscheidungsspiel von Wimbledon 1937 zwischen den beiden besten Spielern ihrer Mannschaften, dem US- Amerikaner Don Budge und dem Deutschen Gottfried von Cramm.

Die Erinnerungen Don Budges an seinen fair und ehrenhaft spielenden Gegner und sein Besuch in Deutschland bilden den Rahmen, die Entwicklung von Julius steht im Zentrum der Handlung.

Ich las mich schnell in die fiktive Geschichte der Jugend des "Tennisbarons" ein, von den Romanfiguren her erscheinen mir vor allem sein Vater mit dessen Geisteshaltung und der Großvater als leibhaftiger und sinnesfroher Mensch klar und deutlich gezeichnet.
Es sind vor allem die männlichen Figuren, die der Autor prägnanter präsentiert als die Frauen um Julius herum. Kameradschaft und Sportsgeist sind ihm wichtig, homoerotische Gefühle werden aufgezeigt.

Vor allem die Zwanziger Jahre in Berlin finde ich sehr ausgiebig mitunter aber auch zu platzergreifend dargestellt. Nach und nach führt mich der Autor auf die Fährte, was es mit diesem legendären letzten Satz von Wimbledon auf sich hat...

Tom Saller schreibt in einem leichten, flüssigen und für mich sehr angenehm lesbaren Tonfall und verbindet Sport- und Gesellschaftsgeschichte mit der Entwicklung eines jungen Mannes.
Tennisspezifisch erfahre ich Einiges über Feinheiten des Trainings, des Spiels und der jeweiligen Taktiken.

Ich hatte schöne Lesestunden, einige markante Sätze über die Balance zwischen Gewinnen und Verlieren und das Geheimnis des Spiels bleiben mir in Erinnerung.