Rezension

Nicht das Richtige für mich!

28 Tage lang - David Safier

28 Tage lang
von David Safier

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als Jugendbuch gut geeignet

Es ist mir schon länger nicht mehr passiert, dass ich ein Buch abbreche. Aber hier waren meine Erwartungen wohl zu hoch angesetzt, weil es so euphorisch gefeiert wurde. 

Erst einmal zum Inhalt: 
Mira ist 16 und lebt mit ihrer kleinen Schwester und Mutter im Warschauer Ghetto. Mit Schmuggel außerhalb der Ghetto-Mauern hält sie ihre Familie mehr schlecht als recht am Leben. Immer wieder riskiert sie ihr Leben dabei. Irgendwann machen Pläne der Nazis das Ghetto aufzulösen und alle Bewohner zu beseitigen die Runde. Mira schließt sich einer Widerstandsgruppe an, die den Nazis 28 Tage lang die Stirn bietet. 

Vom Inhalt her ist das Buch wirklich sehr interessant und daher war es eines meiner Wunschbücher. Leider komme ich mit Safiers Schreibweise nicht klar! Mir war zugegebenermaßen auch nicht klar, dass es sich um ein Jugendbuch handelt - erst als ich es zu lesen begann, kristallisierte es sich für mich immer mehr heraus. Ein komplett anspruchsloser Schreibstil. 

Am meisten stört mich die Protagonistin: Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen. Sie denkt und redet wie ein Teenager heute aber nicht wie einer, der in den 30er Jahren herangewachsen ist. Das ist vermutlich für Jugendliche genau der richtige Trick, aber bei mir ist er gründlich daneben gegangen. Habe ja schon einige Bücher zu dem Themenbereich gelesen (auch Jugendbücher), aber keines war dabei so... flach - ein besseres Wort fällt mir jetzt nicht ein - wie dieses.

Das Buch an sich finde ich von der Idee her sehr gut und vermutlich für Jugendliche als Leser genau richtig und auch wichtig, dass das Buch seine Zielgruppe erreicht bei diesem schwierigen Thema. Aber für mich war es durch seine Umsetzung mit einem Mädel aus den 40ern, das sich benimmt und denkt wie ein Girly von heute einfach nicht stimmig. Daher kann mich dieses Buch auch nicht berühren und mitnehmen.  

Die Hauptperson ist hier so dermaßen naiv und andererseits unnatürlich kalt und gekünstelt erwachsen, dass ich überhaupt keinen Draht zu ihr bekomme. Das ganze Drumherum ist irgendwie blass und farblos, so als müsse man nur einen Hintergrund für ein Objekt erfinden, das eigentlich im Fokus stehen soll. Dazu kommt die wohl für Teenager erforderliche Portion Romantik, bei der sie sich nicht entscheiden kann zwischen ihrem Freund und einem unbekannten Mann, der ihr mit einem Kuss das Leben rettet während einer Schmuggelaktion. Dabei sind ihre Gedankengänge (das Buch wird aus der Perspektive Miras erzählt) so.... ich nenn es mal unecht, dass es für mich einfach meist nur nervig war. 

Nach etwas über 100 Seiten habe ich also das Buch zugeklappt und es dabei belassen. Ich hoffe jedoch, dass etliche Jugendliche gut mit diesem Stil zurecht kommen und auf diese Weise etwas über diese grausige Zeit lernen. Daher gebe ich ihm immer noch die Hälfte der möglichen Punkte.