Rezension

Nicht der geborene Schriftsteller, aber..

flüchtig - Hubert Achleitner

flüchtig
von Hubert Achleitner

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag Hubert von Goiserns (so sein Künstlername) Musik sehr gern und so war ich wirklich neugierig darauf, wie er sich als Schriftsteller bewährt. Ich will es mal so sagen, man merkt dem Roman an, welche Intentionen ihn dazu bewogen haben mögen. Es geht viel um Selbstfindung und den Ursprüngen der Musik in den Volksgruppen.

Maria verlässt ihren Mann Herwig, auch weil dieser mit seiner jungen Geliebten ein Kind erwartet. Sie fährt aufs Geratewohl los und mit einer Anhalterin, die sie unterwegs aufliest, gelangt sie zu einem Hippiefestival. Gemeinsam beschließen sie nach Griechenland zu reisen, nach Saloniki, um genauer zu sein. Dort stranden sie erst einmal, machen "Bekanntschaften", immer in Sichtweite des Heiligen Bergs, auf dem abgeschottet ein orthodoxes Männerkloster residiert. Maria ahnt nicht, dass dieses noch einmal ihre Rettung sein wird, obwohl sich dort strikt keine Frauen aufhalten dürfen.

Der Handlungsverlauf ist recht profan: Frau verlässt Mann, beide kommen in eine Sinnkrise und so weiter und so fort. Was diesen Roman recht individuell macht, ist der Autor selbts, der mit jeder Zeile und jedem Absatz seine Auffassung von der Welt durchblitzen lässt. Kennt man seine Musik, findet man im Text tausend Hinweise darauf. Allerdings ist Achleitner nicht der geborene Schriftsteller, denn obwohl manchmal meine Erwartungen durchbrochen wurden, lenkte sich das Stück immer wieder in gewohnte Schienen ein. Da muteten die Nebenstränge schon fast wie Störenfriede an. Doch wenn man sich gerade auf diese einließ, bekam das Buch seinen ganz eigenen Wert, eben den Wert, dem man als Fan seiner Musik bereit ist, der Gesamtkunst zu opfern. Die Selbstfindungsebene spricht Sehnsüchte an, die Eigenheiten der Protagonisten singen ein Hohelied auf das Lockerlassen von den gesellschaftlichen Zwängen. Alles in allem war es ein Wohlfühlbuch.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Februar 2023 um 18:21

Wohlfühlbuch - das trifft es wieder mal. Die Hexe würde sich wundern, dass ich dieses Buch mochte und dem Inselmann vorzog - aber der Inselmann ist mir zu gefühlig. Liest du das auch?

Emswashed kommentierte am 19. Februar 2023 um 20:09

Nee nee, beim Inselmann hab ich mich zurückgehalten... vielleicht irgendwann mal, wenn mir langweilig ist.