Rezension

Nicht ganz meinen Erwartungen entsprechend

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht - Sabaa Tahir

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
von Sabaa Tahir

Auf der Flucht vor den Fängen des Imperiums. Mit der Angst im Nacken, dass in jeder Sekunde die Kommandantin oder der Blutgreif Elias und Laia einholen und vor die Pforte des Todes stellen, reisen sie quer durchs Land, um die einzige Hoffnung auf einen Wandel zu retten. Laias Bruder Darin.

Nach dem überaus dramatischen Ende und mega Cliffhanger aus dem ersten Buch Elais und Laia – Die Herrschaft der Masken war es eigentlich nur eine logische Konsequenz, dass die Autorin Sabaa Tahir diese Geschichte weiterführt. Umso gespannter war ich natürlich, als es dann endlich hieß, dass es einen zweiten Teil gibt. Meine Meinung darüber, dass es jetzt ein Vierteiler werden soll, ist sehr durchwachsen. Bereits beim ersten Teil hatte ich hier und da so kleine Tiefen mit dem Erzählstil. In diesem zweiten Band war das wieder der Fall und nachdem ich das Buch nun ausgelesen habe, verspüre ich nicht so stark den Drang weiterlesen zu wollen, wie beim letzten Mal.

Ich habe damals Elias und Laia angefangen zu lesen, weil ich dachte, es wäre endlich mal eine fantastische, andere Geschichte, die eben auch im Einzelband besteht. Die Ernüchterung folgte kurz darauf beim Lesen. Aber jetzt zu wissen, dass diese ganze Welt, die Handlung über vier Bände gestreckt wird. Ich bin da eher gegen. Das ist wie eine richtig gute Rotweinsoße zu strecken. Mit Wasser. Irgendwann sind die Konzentration und der Geschmack so verwässert. Es schmeckt mehr nach Wasser als Rotwein, trägt aber immer noch den Titel.

Aber kommen wir zum Buch. Zu der Geschichte um Elias & Laia – Die Fackel im Dunkel der Nacht.

Dieser Band hätte kaum rasanter starten können. Von Sekunde Eins an platscht man ins Geschehen und kommt erst ca. 100 Seiten später dazu, einen tiefen Luftzug zu holen. Denn es ist hochgradig spannend. Das habe ich so nicht erwartet und dem entsprechend hat es mich mit voller Wucht mitgezogen. Wir begleiten Elias und Laia bei der Flucht aus Schwarzkliff und darüber hinaus über das halbe Land. Und immer wieder begegnen wir mit den beiden Widrigkeiten und überwinden Hindernisse. Manchmal glauben wir auch nur, wir hätten Hindernisse überwunden, um später eines besseren belehrt zu werden. Es ist großartig, wie Sabaa Tahir den Leser auf Fährten lockt, die mal so sicher sind, wie sie eben scheinen – und auch nicht.

Wer den ersten Band bereits kennt, weiß, dass Sabaa Tahir ihren Lesern keine geschönte Welt vorsetzt. Sie beschreibt wunderschön, aber eben auch eiskalt. Es gibt so manche Szenen, wo sie die Brutalität und Gewalt einer willkürlichen Diktatur mehr als offen beschreibt, die sich als so großen Kontrast zu dieser fast märchenhaften Exotik der Geschichte erweist. Ich bin ehrlich gesagt, noch immer ein wenig fasziniert, wie sie gleichzeitig leichte, magische Momente und Szenen und dazu diese sehr gewalttätigen, krassen Szenen in dieses Buch packen konnte. Ohne, dass sich das falsch anfühlt oder deplatziert wirkt.
 
Deplatziert habe ich mich als Leserin trotzdem hier und da gefühlt. Denn in dem Buch fehlt es gnadenlos an Rückblenden. Das muss man nicht missen, wenn man die Ereignisse und Verhältnisse noch vom ersten Band sehr gut im Kopf hat (z. B. durch das Lesen des ersten Bandes oder einige der letzten Kapitel, besonders wenn da so eine lange Pause wie bei mir – knapp ein Jahr – zwischen lag). Aus diesem Grund ist es auch sehr zu empfehlen mit Band eins tatsächlich anzufangen. Das Hintergrundwissen erleichtert einem enorm das Schritthalten mit der Handlung. Denn durch das sehr hohe Erzähltempo, welches fast durchweg das ganze Buch über trägt, bleiben kaum Pausen zum Innehalten. Wie bereits im ersten Band habe ich es nämlich so empfunden, dass diese Welt, die Umgebung, das ganze Setting so komplex wie vielfältig ist. Was absolut nicht negativ gemeint ist. Aber dadurch prasseln viele Eindrücke auf den Leser ein und dann noch der eigentlichen Handlung zu folgen, empfand ich manchmal dann doch als etwas ermüdend. An manchen Stellen hatte ich sogar das Gefühl, dass trotz der vielen Ereignisse wiederum auch nichts passiert. Bemerkenswerterweise fand ich die Aktionen und Entwicklungen der Protagonisten sogar fast noch ermüdender, obwohl die Autorin diesem Part mehr Raum gegeben hat im Vergleich zum ersten Band.

Und wenn ich mir als Leserin die Protagonisten ansehe, entdecke ich zweifellos eine Entwicklung. Die bei der einen Figur enorm ist, bei der anderen irgendwie leider rückschrittig.

Die Rede ist von Helena und Elias.
Helena, einst beste Freundin von Elias und derzeit Blutgreif und somit verlängerter Arm des Imperators, mausert sich ungemein in diesem Band. War sie mir im letzten Band irgendwie schrecklich unsympathisch und schwierig erschienen, ist sie durch diese Herausforderungen, die sie meistern muss, sehr ans Herz gewachsen. Sie ist authentisch, zwiegespalten, vom Schicksal und ihrer Macht und den damit verbundenen Entscheidungen und Konsequenzen gebeutelt. Aber sie wächst daran. Und das Sahnehäubchen ist, wir dürfen das alles aus ihrer Perspektive erleben. Denn die Autorin hat es in diesem Band möglich gemacht, nicht nur aus der Sicht von Elias und Laia zu lesen, sondern eben auch aus Helenas. Wie ich finde, eine große Bereicherung für den Storyverlauf, da sie dank ihrer Position als Blutgreif Züge und Handlungen des Imperiums verkörpert, uns Sneek Peaks gibt, was die Geschichte angeht und damit eine wechselwirkende Spannung kreiert.

Elias hingegen ging mir irgendwie dezent auf den Keks. Ich will es knapphalten bei seiner Person. Aber so viel sei gesagt: Sich im Selbstmitleid suhlen und den altruistischen Märtyrer spielen, das kann er. Trotzdem fand ich seine Person ungemein wichtig. Denn seine Figur ist so stark und präsent mit allen Zweigen der Geschichte verknüpft. Es ist erstaunlich, wie er sich bei mir im Kopf, den Platz als eigentliche Hauptfigur erschlichen hat. Dachte ich doch noch im letzten Buch, dass es Laia wäre. Doch zu der komm ich jetzt auch noch.

Leider? Zum Glück? Ich weiß es nicht. Denn Laia war den größten Teil der Geschichte für mich eine Nebenfigur. Sie ging zwischen Helenas und Elias‘ Erzählungen gnadenlos unter. Sie war schwach, sie war unschlüssig und naiv bis zum Messanschlag. Ihre Rolle bedarf eventuell starker Vorarbeit, weswegen die Autorin vielleicht nur hier und da wichtige Momente und Eigenschaften von Laia detaillierter beschrieben hat. Dennoch haben mich diese Charakterteaser nicht so gepackt, dass ich mir denke, dass es sich tatsächlich lohnt, Laias Geschichte weiterzuverfolgen.

Der Abschluss von Eine Fackel im Dunkel der Nacht ist runder als beim ersten Band, lässt dennoch viele Fragen offen, Optionen und Potential gibt es in Hülle und Fülle und tatsächlich darf man wohl gespannt sein, wie die Autorin die Geschichte weiterspinnt. Bis dahin müssen wir uns aber noch ein Weilchen gedulden.

Fazit
Das Buch hat mich nur so mittelmäßig überzeugt. Große Pluspunkte sind das Erzähltempo, die Spannung und die großartige Entwicklung von Helena. Dennoch habe ich mich an manchen Punkten von der Erzählart ebenso auch etwas überfordert gefühlt, fast schon erschlagen. Außerdem hat das Buch kleine Schlaglöcher in der Erzählung, die mich immer wieder aus der Spannung herausgespuckt und das Lesen anstrengend gemacht haben. Kurzum, Anfang und Ende waren super, der Mittelteil war eher ein so lala. Für eingefleischte Fans des ersten Bandes ist das sicher ein Must-Read, darüber hinaus kann ich es wegen seiner Spannung und Action empfehlen, aber mit einer gewissen Zurückhaltung im Hinblick auf gewisse Charakterentwicklungen.