Rezension

Nicht ganz überzeugendes Historien-Drama

Poldark - Abschied von gestern - Winston Graham

Poldark - Abschied von gestern
von Winston Graham

Ross Poldark kehrt 1783 nach dem Krieg in Nordamerika in seine Heimat Cornwall zurück. Dort muss er feststellen, dass sich in der Zeit seiner Abwesenheit vieles verändert hat. Sein Vater ist verstorben, Haus und Ländereien sind völlig heruntergekommen und seine große Liebe Elizabeth ist mit seinem Cousin verlobt. Obwohl ihn vor allem der Verlust Elizabeths schwer trifft, fängt er an, seinen Besitz wieder in Ordnung zu bringen und fasst einen Plan, die alten Kupferminen auf seinem Land wieder in Gang zu bringen. Als er auf einem Markt beobachtet, wie mehrere Jungen auf ein Mädchen einprügeln, hilft er ihr und nimmt sie mit zu sich nach Hause, damit sie nicht zu ihrem gewalttätigen Vater zurück muss. Er stellt sie als Küchenmädchen bei sich ein, was vor allem seine Familie entsetzt, die zum Teil falsche Schlüsse zieht.
 
Zu Beginn werden viele Personen genannt, die man nicht zuordnen kann, daher fiel mir der Einstieg in die Geschichte nicht ganz so leicht. Mit der Zeit lernt man die Menschen jedoch kennen und weiß (meistens) von wem die Rede ist. Grahams Schreibstil ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Zum einen hat er mir gut gefallen, denn ich konnte mich dank der Sprache und ausführlichen Beschreibungen sehr gut in die damalige Zeit hineinversetzen. Man erfährt viel Interessantes über das Leben und die Gewohnheiten der Menschen im England des 18. Jahrhunderts. Zum anderen empfand ich Grahams Schilderungen als sehr gefühlslos, was dazu führte, dass ich mich keiner Person, auch nicht den Protagonisten, wirklich nahe oder verbunden fühlte … Im Gegenteil, viele Charaktere wurden wirklich sehr unsympathisch beschrieben. Durch die Zeitsprünge in der Geschichte hatte ich außerdem oft den Eindruck, wirklich wichtige Dinge zu verpassen. So lief ein Kapitel auf ein wichtiges Ereignis hinaus, hörte vor diesem auf und im nächsten Kapitel waren plötzlich mehrere Monate oder gar Jahre vergangen. Die Schicksalsschläge gingen mir deshalb auch nie nahe, weil sie gerade einmal in einem kurzen Satz erwähnt wurden und dann schon wieder beinahe vergessen waren, weil ja schon wieder so viel Zeit vergangen war.
 
Insgesamt kann ich sagen, dass mich der erste Band der Poldark-Saga nicht so sehr von sich überzeugen konnte. Der Schreibstil ist üppig und erfordert eine gewisse Konzentration, was ich nicht schlecht fand, war mir aber an etlichen Stellen zu gefühllos. Auch die Zeitsprünge haben mir nicht immer gefallen. Trotzdem denke ich, dass Fans von Historien-Dramen (die eigentlich nicht zu den, von mir gelesenen Genre gehören) nicht enttäuscht werden und auch ich werde dem zweiten Band noch eine Chance geben.
 
Erwähnen muss ich noch das furchbare Cover, das mich doch sehr an einen Groschenroman aus dem Supermarkt erinnert, den ich niemals lesen würde. Da hätte die, doch eigentlich eher anspruchsvolle Geschichte eindeutig ein anderes Aussehen verdient!