Rezension

Nostalgie im Gepäck

Sylter Welle -

Sylter Welle
von Max Richard Lessmann

In seinem autobiografisch angehauchtem Roman "Sylter Welle" nimmt uns Max Richard Leßmann mit auf eine Reise, nicht nur auf die Nordseeinsel, sondern auch in seine Kindheit. Zum wahrscheinlich letzten Mal begleitet er seine Großeltern zum Sehnsuchtsort Sylt, der in der Vergangenheit stets mit dem eigenen Wohnmobil besucht wurde, dieses Jahr muss jedoch ein Hotel herhalten. Im Laufe des Aufenthalts wird Max immer klarer, dass sich das Leben von Oma und Opa bald dem Ende zuneigt und schwelgt daher in Kindheitserinnerungen.

Max Richard Leßmann hat definitiv die Stärke seiner Hauptfiguren erkannt. Oma Lore und Opa Ludwig sind zwei schräge Figuren, die immer wieder für wirklich lustige Momente sorgen, die eigentlich nie fehl am Platze sind oder irgendwie respektlos gegenüber dem Alter wirken. Auch im Rest der Familie gibt es einige illustre Figuren, die der Geschichte durchaus Humor geben und den ein oder anderen vielleicht auch an die eigene Familie erinnern lassen. Ich denke, in diesem Witz und der Identifizierbarkeit mit den Protagonisten steckt definitiv die Stärke dieses Buches.

Leider führte auch genau dieser Punkt zu meinem größten Kritikpunkt. Ich wusste am Ende überhaupt nicht so recht, was das Buch von mir wollte. Zwar waren die Geschichten unterhaltsam, jedoch am Ende auch irgendwie nichts Besonderes, einfach weil viele Menschen sicher auch ähnliche Menschen in ihrer Familie haben. Für ein humoristisches Buch war es nicht witzig genug, für alles andere fehlte auf jeden Fall der Tiefgang. Die guten Denkansätze über Alter und Vergänglichkeit wurden da meiner Meinung nach nicht genug erforscht.

Zwar hatte ich durchaus Spaß mit der Lektüre, jedoch hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. So habe ich ein bisschen die Befürchtung, dass dieses Buch leider schnell in Vergessenheit geraten wird.