Rezension

Ohne Gewissen naht der Tod...

Bleicher Tod - Andreas Winkelmann

Bleicher Tod
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die Kriminalkommissarin Nele Karminter ist in ihrer Laufbahn schon einmal einem Psychopathen gefährlich nahe gekommen und hatte diesen erst spät als einen solchen identifizieren können. Aus diesem Grund besucht sie nun ein Seminar bei der Psychologin und Fallanalytikerin Dr. Barbara Sternberg und erhofft sich davon, etwas an die Hand zu bekommen, wie sie das nächste Mal schneller die Anzeichen erkennen kann. Diese erwähnt eine Studie, nach der vier von hundert Menschen Soziopathen sind, demnach einer von fünfundzwanzig.

Am selben Abend fährt Miriam Singer durch eine vereiste Moorlandschaft, als sie plötzlich Halluzinationen heimsuchen und zum Anhalten zwingen. Bevor es dunkel um sie wird, ist ihre letzte Wahrnehmung, dass ein Fremder neben ihrem Auto steht und ihr seine Hilfe anbietet. Diese Begegnung ist jedoch erst der Anfang ihres Leidens.

In einer alten Schweinemastanlage findet Neles Kollegin eine auf grausame Weise entstellte Leiche. Ein Fund der Neles Team in Alarmbereitschaft versetzt, zeigt er doch, wozu der Täter fähig ist.

Der Privatdetektiv Alexander Seitz bekommt von Daniela Gersteins Eltern den Auftrag die verschwundene Tochter zu finden. Mit seinen Nachforschungen kreuzt er alsbald die Ermittlungen der Sonderkommission. Der Gesuchte scheint hoch intelligent zu sein und er ist ihnen immer einen Schritt voraus.

Der Autor hat dieses Mal zwei alte Bekannte wieder ins Rennen geschickt. Die beiden Ermittlerinnen Nele Karminter und Anouschka Rossberg, die schon bei "Tief im Wald und unter der Erde" einem Verbrechen auf der Spur waren.
Andreas Winkelmanns Taktik in rascher Folge zwischen den unterschiedlichen Handlungsorten und Perspektiven zu wechseln, fördert die Spannung. Auch dieses Mal ist es ihm wieder gelungen eine Gänsehautatmosphäre zu schaffen. Etwas beruhigend an der doch recht erschütternden These, dass einer von fünfundzwanzig Menschen ein Soziopath ist, ist, dass nicht alle Soziopathen gleich zu Mördern werden. Hier haben wir es aber mit einem solchen zu tun und der Autor lässt den Leser zwar zeitweise dessen Handlungen verfolgen, jedoch bleibt seine Identität und sein Motiv lange im Dunkeln. Auch fehlt bei den Wechseln zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Personen die Perspektive des Täters. Somit kann man miträtseln und sich von Andreas Winkelmann in die Irre führen lassen, auf jeden Fall lässt einen diese Geschichte nicht los, bis man die Fäden entwirrt hat und auch darüber hinaus.

Der Schreibstil ist lebendig und mitreißend. Die Charaktere wirken authentisch und ihre Dialoge natürlich. Der Autor gewährt dem Leser Nähe zu seinen Protagonisten, lässt ihn an ihrem Leben teilhaben, aber es gelingt ihm auch, den aktuellen Fall nicht aus den Augen zu verlieren und dem Privatleben keinen zu großen Raum einzuräumen.

Andreas Winkelmann gibt dem Bösen immer wieder neue Gesichter, eines gruseliger als das Andere. Da freut man sich jetzt schon wieder auf ein neues Eintauchen in seine Welt der Psychopathen.

Bleicher Tod - ein Thriller, der unter die Haut geht und der den Leser auch noch lange Zeit nach der Lektüre in einer größeren Menschenmenge zusammenzucken und seine Augen suchend über diese wandern lässt.